Manchmal schreibt die Realität ihre eigenen Parodien. Als Kristi Noem, die cosplay-verliebte Ministerin für Homeland Security, am Dienstag stolz ihr neuestes Prestigeprojekt ankündigte – ein Migranten-Haftzentrum im ländlichen Indiana, getauft auf den Namen „ICE Baby’s Speedway Slammer“ –, sollte das nach Härte, Humor und High-Speed klingen. Ein bisschen „America First“, ein bisschen „Fast & Furious“, und natürlich viel von dem, was Trump so liebt: große Worte, große Gesten, wenig Distanz zur Absurdität.

Doch kaum war der Name draußen, rollte die erste Panne an die Boxengasse. Denn das Miami Correctional Center, wo das Ganze entstehen soll, liegt zwar zwischen Indianapolis und Fort Wayne, aber rund 100 Kilometer vom legendären Indianapolis Motor Speedway entfernt. Mit Motorenlärm und Indy 500-Glanz hat das Areal ungefähr so viel zu tun wie ein abgestellter Einkaufswagen mit der Formel 1. Die Betreiber der Rennstrecke waren zudem alles andere als begeistert, dass ihre jahrzehntelang aufgebaute Marke nun als Branding für ein ICE-Knast-Spektakel missbraucht wird – und drohen bereits mit juristischen Schikanen.
Noem ließ sich davon nicht beirren. Mit einem Pathos, das irgendwo zwischen Reality-TV und Wrestling-Promo pendelte, verkündete sie:

„COMING SOON to Indiana: ICE Baby’s Speedway Slammer. Wer illegal in unserem Land ist, könnte sich bald hier wiederfinden. Vermeiden Sie die Festnahme und deportieren Sie sich selbst über die CBP-Home-App.“

Begleitet wird das Projekt von Indianas Gouverneur Mike Braun, der sichtlich stolz darauf ist, 1.000 zusätzliche Haftplätze für ICE zu schaffen – und in Interviews von einer „innovativen Partnerschaft“ spricht, während draußen vor den Toren wahrscheinlich die Grillen zirpen. Das DHS preist das Ganze als beherzten Schlag gegen „die schlimmsten der Schlimmen“ – ein altbekannter rhetorischer Kniff, der jede neue Haftanstalt automatisch zu einer Festung gegen das Böse verklärt.

Sarkastisch betrachtet ist das Ganze ein Lehrstück in Trump’scher Symbolpolitik: ein Projekt, das nach außen Stärke simulieren soll, in Wirklichkeit aber wie eine schlechte Reality-Show wirkt. Ein ICE-Knast, der klingt wie eine Achterbahnattraktion, die keiner fahren will. Ein Branding, das zwischen Meme und Markenklage pendelt. Und ein Ort, der schon vor der ersten Inhaftierung zeigt, dass die Mischung aus martialischem Auftreten und groteskem Entertainment das Markenzeichen dieser Regierung geworden ist.
Ob ICE Baby’s Speedway Slammer jemals den von Noem versprochenen „vollen Durchzug“ erreicht, bleibt fraglich. Sicher ist nur: Die Administration hat es wieder geschafft, ein ernstes Thema – Migration, Haft, Menschenrechte – in eine Mischung aus Satire und Schaurummel zu verwandeln. Und vielleicht summt irgendwo in Washington schon jemand leise: „ICE, ICE Baby… too cold, too cold.“
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Bei dem Tempo, wie Menschen weggefangen werden, wird leider auch dieses Detention Center schnell gefüllt sein.
Mit stolzer Unterstützung des roten Gouverneurs.
Die Gouverneure der roten Staaten stehen doch Schlange um ein Stück vom Abschiebekuchen abzubekommen.
Sicher kommt bald einer auf die Idee stillgelegte Minen o.ä. zu nutzen.
Es wäre so wichtig, dass die Politiker in Europa es sehen und begreifen, was da passiert.
Neuer Volkssport in der USA, leider.