Demokratie brennt – und Trump besichtigt seinen neuen Ballsaal

VonRainer Hofmann

August 5, 2025

Während Texas im politischen Ausnahmezustand steckt und die nationale Demokratiefrage immer schärfer gestellt wird, flaniert Donald Trump über das Dach des Weißen Hauses und inspiziert den Ort, an dem sein neuer Ballsaal entstehen soll. Es ist ein Bild, das sinnbildlicher kaum sein könnte für die Spaltung des Landes, die Gleichzeitigkeit von Machtspielen und politischer Ignoranz – und die Leichtigkeit, mit der ein Präsident seine persönlichen Prestigeprojekte über die Krisen des Staatslebens stellt.

Die Demokraten im texanischen Repräsentantenhaus verlassen den Bundesstaat, um die Neuziehung der Wahlkreise durch die Republikaner zu verhindern. Sie entziehen den Republikanern das Quorum und legen damit die Arbeit des Parlaments lahm. Danke, Texas-House-Democrats!
„Es ist Zeit, zurückzuschlagen“, sagt James Talarico

In Illinois, fernab des texanischen Kapitols, sammeln sich die demokratischen Abgeordneten aus Texas, die ihre Heimat verlassen haben, um eine Abstimmung über die von Trump gewünschte Neuaufteilung der Wahlkreise zu blockieren. Mit diesem Manöver wollen die Republikaner ihre Dominanz in den kommenden Kongresswahlen zementieren und Trumps Chancen bei den Midterms 2026 maximieren. Doch die Demokraten haben sich verschanzt und machen mobil: DNC-Vorsitzender Ken Martin sprach in Chicago von einem „Messer-gegen-Messer-Kampf“ und warnte, Texas sei ein „Testfall für das ganze Land“ und ein „Modell für andere rote Bundesstaaten, um zu lügen, zu betrügen und sich den Sieg zu stehlen“. Illinois’ Gouverneur JB Pritzker ging noch weiter. Trumps Vorstoß sei „nicht Demokratie – das ist nicht Amerika“. Er verspottete die Führung in Texas als bloße Befehlsempfänger des Präsidenten: „Wenn Donald Trump anruft, sagen sie: ‚Ja, Sir, sofort‘.“

Gleichzeitig spielen sich in Washington Szenen ab, die die Absurdität des politischen Alltags unter Trump wie in einem Brennglas zeigen. Nach einem Spaziergang auf dem Dach des Weißen Hauses, wo er beiläufig ein paar Worte mit Reportern wechselte, erklärte Trump, er habe sich nur „ein bisschen die Beine vertreten“ – und auf der anderen Seite des Gebäudes liege eben „der neue Ballsaal“. Erst im Juli hatte das Weiße Haus angekündigt, dass der Bau der 200-Millionen-Dollar-Halle im September beginnen werde. Es ist die erste bauliche Erweiterung der Präsidentenresidenz seit dem Truman-Balkon 1948. Neben Trump war auch James McCrery, der Architekt des Projekts, auf dem Dach zu sehen. „Nur eine weitere Art, mein Geld für dieses Land auszugeben“, sagte Trump mit einem Lächeln. „Alles, was ich tue, wird von mir finanziert.“

Es ist dieser Kontrast, der Amerika heute so grell spaltet: Während die einen ihre Demokratie mit aller Kraft verteidigen, besichtigt der Präsident seinen künftigen Ballsaal.

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Udo Paulus
Udo Paulus
1 Monat zuvor

Er investiert in „seine“ Zukunft!

Melanie Lenz
Melanie Lenz
1 Monat zuvor

Da fehlen mir die Worte.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Er will seinen Alterssitz verschönern 🤮

Draußen leiden und hunger US-Amerikaner, er stolziert usher, wie ein Pfau.

Und hat dann noch einen Satz raus „Migranten sind von ihrer Natur her für Farmarbeit geboren“.
Welcome back to the slavery

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