Manchmal ist ein einzelnes Bild genug, um das moralische Vakuum einer politischen Bewegung bloßzulegen. Kyle Langford, republikanischer Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien im Jahr 2026, hat genau das geschafft – mit einem Selfie vor dem Lagertor von Auschwitz und der Bildunterschrift: „My 0% Unemployment Plan“. Hinter ihm: der zynische Schriftzug „Arbeit macht frei“. Davor: ein selbstzufriedenes Lächeln. Und darunter: die Flagge der USA. Es ist eine Grenzüberschreitung, die kaum fassbar ist – nicht in ihrer Geschmacklosigkeit, sondern in ihrer bewussten Verachtung historischer Würde.


Die Reaktion des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau ließ nicht lange auf sich warten. In einem deutlichen Statement schrieb die Gedenkstätte: „Die Instrumentalisierung der Tragödie all jener, die im deutschen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz inhaftiert und ermordet wurden, für politische Zwecke ist ein zutiefst moralisches Versagen. Auschwitz ist kein Requisit.“ Der Satz richtet sich nicht nur an Langford, sondern an ein Amerika, in dem rechte Kräfte zunehmend bereit sind, selbst die dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte zur Staffage ihrer Ideologie zu machen. Doch Langford dachte nicht daran, zurückzurudern. Stattdessen bekräftigte er öffentlich, Auschwitz sei tatsächlich sein Modell für eine Arbeitslosenquote von null Prozent.
Langfords X-Profil suggeriert Seriosität: Er posiert vor der Golden Gate Bridge, daneben der Slogan „Governor of California 2026“. Auf den ersten Blick könnte man ihn für einen ehrgeizigen Technokraten halten. Doch Langford ist kein harmloser Exzentriker. Er ist Bauprojektleiter, Gründer der „California First“-Bewegung und vertritt eine Mischung aus Eco-Nationalismus, christlichem Fundamentalismus und rechtsextremer Rhetorik. In der Vergangenheit forderte er unter anderem, „Juden sollten Jesus Christus anbeten, Katholiken werden und den Staat Israel verlassen“. Er schlug vor, die USA sollten in Israel einen Regimewechsel durchführen und den dortigen Geheimdienst zerschlagen. Und auf die Frage, ob seine Aussagen über Auschwitz wirklich ernst gemeint seien, antwortete er trocken: „Ja.“ Dass ein Mann mit solchen Äußerungen in Umfragen überhaupt auftaucht, ist ein Alarmsignal. Zwar liegt Langford laut aktuellen Erhebungen 22 Prozentpunkte hinter der demokratischen Spitzenkandidatin Kamala Harris, doch selbst unter republikanischen Wählern erreicht er inzwischen fünf Prozent – mehr als genug, um toxische Botschaften in den öffentlichen Diskurs zu schleusen. Wenige Stunden nach dem öffentlichen Tadel durch das Auschwitz-Museum legte Langford noch einmal nach – mit einer Reaktion, die das ohnehin Unfassbare in zynische Selbstgewissheit verwandelte. Auf X schrieb er: „Meine deutschen Vorfahren lächeln mich an“, fügte ein verklärtes Emoji und die Flagge Deutschlands hinzu und bedankte sich in ironischem Ton für den „riesigen Shoutout“ des Museums. Mit Fabrik- und USA-Emojis untermalt, inszenierte er sich nicht etwa reumütig, sondern als eigentlicher Sieger der Kontroverse – als jemand, der aus moralischer Ächtung politische Aufmerksamkeit schlägt. Es war weniger eine Entschuldigung als eine Verhöhnung – des Ortes, der Geschichte und der Opfer. In einem politischen Klima, in dem Verschwörungserzählungen, Antisemitismus und historische Relativierung zunehmend normalisiert werden, ist Langfords Kampagne keine Randnotiz, sondern ein Symptom.

Wir haben die Informationen über diesen noch sehr unbekannten Fall umgehend weitergegeben – an Medien, Beobachtungsstellen und auch an Plattformen wie LinkedIn, wo Langfords über ein grosses Netzwerk verfügt. Solchen Menschen muss man die Netzwerke entziehen, nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie suchen. Wer Auschwitz als Bühne für politischen Zynismus missbraucht, darf keine Reichweite behalten, kein berufliches Standing und keine Plattform. Es geht nicht um Empörung, sondern um Verantwortung – gegenüber den Opfern, gegenüber der Wahrheit und gegenüber einer Gesellschaft, die nicht zulassen darf, dass das Unsagbare zum rhetorischen Spielball verkommt. Auschwitz war ein Ort des Grauens, kein Instrument zur Mobilisierung von Wählerstimmen. Auf zwei Anfragen von uns gestern reagierte er nicht. Wer das nicht begreift, hat im öffentlichen Raum nichts verloren.
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Unfassbar. Gut das ihr das aufgedeckt habt.
Jap, es fehlen einem schlicht die Worte …
Wie tief kann Amerika noch sinken, solche Figuren hervorzubringen?
… aktuell ist das Land im moralischen Sturzflug
Ich hatte das bereits auf amerikanischen Seiten gesehen. Darauf gibt es von Europa nur eine Antwort: Einreiseverbot, bei Zuwiderhandlung Knast.
Wir hatten mit der Jerusalem Post den Artikel gestern gemacht, der dann über Yahoo und MSN verteilt wurde, da der Vorfall noch keine 40 Stunden alt ist – US-Recht sieht das leider nicht vor
Und Europa wird nichts unternehmen. Man will ja Trump nicht verärgern.
da kann man wirklich froh sein, daß man die beste Lebenszeit hatte-Babyboomer mässig. Schlimmer gehts eigentlich kaum noch-politische Weltlage und Zustand unseres Planeten. Da brauchs scheins einen Urknall
Leider tatzt es unsere Kinder….
Das ist so abscheulich dass man es kaum glauben kann.
Wie tief kann ein Mensch, nein diese ganze Faschisten Truppe noch sinken?
Alligator Alcatraz ist nur der Anfang …. das Posting zeigt ganz offen, wohin es gehen soll.
Und Europa?
Schweigt still.
Das ist bei keinen Meduen aufgegrifden worden.
Nur bicht Trump verärgern, weil wir doch gerade solch tollen Zolldeal (Ironie) abgeschlossen haben.
BTW wie passt denn so etwas in Trumps Linie der Beschützer jüdischen Lebens zu sein.
Wo er doch Antisemitismus als Grund nimmt Studenten auszuweusen, zu Verhalten. Und Unis erpresst, weil sie pro palästinsische (friedliche!) Proteste zugelassen haben und sich weigerten die Namen der Studierenden Herausforderungen zu geben.
Wie passt da diese Verherrlichung des heftigsten Antisemitismus, der brutalsten Vernichtung von Millionen Juden, ins Bild?
Ach ja, ganz nach dem Motto „gerade wie es mir nutzt“
Das ist einfach nur ekelhaft!