Die Kulisse hätte symbolträchtiger kaum sein können. Während Möwen über dem windgepeitschten schottischen Küstenort Turnberry kreisten, steuerte Donald Trump persönlich einen Golfcart über den Rasen seines gleichnamigen Luxusanwesens – ein Ort, an dem sich Macht, Eigentum und politische Symbolik auf geradezu protzige Weise verbinden. Doch an diesem Wochenende ging es um mehr als Sport oder Selbstinszenierung: Es ging um ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union, das weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben könnte. An Trumps Seite: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die sich darauf eingelassen hatte, die Gespräche auf Trumps Privatgelände zu führen – eine diplomatische Konstellation, die allein schon für Debatten sorgt. Dabei stand die Botschaft des US-Präsidenten von Anfang an fest: Keine Zölle unter 15 Prozent. Eine klare rote Linie, die Trump am Sonntag mehrfach betonte. „Ich glaube, beide Seiten wollen Fairness“, sagte er vor Beginn der Verhandlungen. Gleichzeitig aber ließ er keinen Zweifel daran, dass er bereit sei, die Schrauben weiter anzuziehen: „Wenn es keinen Deal gibt, wird es Zölle geben.“ Von der Leyen und Trump bezifferten die Chancen auf eine Einigung mit nüchternen „50:50“. Es war ein Gespräch mit hohem Risiko, denn sollten beide Seiten scheitern, drohen Strafzölle von bis zu 30 Prozent – mit entsprechender Gegenwehr aus Europa. Die EU hat bereits angekündigt, amerikanische Produkte wie Rindfleisch, Autoteile, Bier und Flugzeuge von Boeing ins Visier zu nehmen. Die Drohkulisse ist aufgebaut. Und Trump scheint es zu genießen.
„Das hier ist größer als jeder andere Deal“, erklärte er selbstbewusst – und ließ durchblicken, dass er sich ein Abkommen in kurzer Zeit durchaus vorstellen könne, wenn Europa bereit sei, Zugeständnisse zu machen. Dass sein Vergleichsmaßstab ausgerechnet ein neues Abkommen mit Japan ist, das Zölle bei 15 Prozent festschreibt, unterstreicht die neue Zolluntergrenze, die er global durchsetzen will. Auf die Frage, ob er auch mit weniger zufrieden wäre, antwortete Trump unmissverständlich: „Nein.“ Für Trump geht es um mehr als Handel. Es geht um das Narrativ des harten, aber „fairen“ Verhandlers, das er wie ein Mantra pflegt. Von der Leyen beschrieb ihn als „bekannt für seine Härte“ – Trump selbst ergänzte: „Aber fair.“ Diese Selbstzuschreibung scheint für den Präsidenten zentral, vor allem in einem Wahljahr, das von Wirtschaftsdaten und außenpolitischer Stärke geprägt ist. Dass er seine eigene Familie in die Inszenierung miteinbezieht – Eric und Donald Jr. begleiteten ihn auf dem Golfplatz – passt ins Bild. Der Schauplatz Turnberry wird dabei zum Symbol einer neuen Art von Diplomatie: persönlich, polarisierend, privatwirtschaftlich durchdrungen. Die eigentlichen Verhandlungspartner auf EU-Seite – Maros Sefcovic, Sabine Weyand, Björn Seibert, Tomas Baert – trafen auf einen Präsidenten, der weniger von multilateralen Spielregeln als von bilateralen Deals träumt. Dass Trump die EU in denselben Topf wirft wie frühere Handelsgegner wie China oder Mexiko, zeigt, wie wenig ihn klassische Allianzen interessieren.

Einige Demonstrant:innen versammelten sich währenddessen vor dem Golfplatz, schwenkten amerikanische Flaggen und hielten Schilder hoch – nicht etwa gegen Trump, sondern gegen den britischen Premierminister Keir Starmer, der sich am Montag ebenfalls mit dem US-Präsidenten in Turnberry treffen will. Das Bild war gespalten: Zwischen „Trump! Trump!“-Rufen und kritischen Bannern spielte sich ein Besuch ab, der viel über die Weltordnung im Jahr 2025 erzählt – und darüber, wie stark sich die USA unter Trump von früheren Prinzipien verabschiedet haben. Die Uhr tickt. US-Handelsminister Howard Lutnick machte am Sonntag in einem Interview mit Fox News klar, dass es keinen Spielraum mehr gibt: „Keine Verlängerungen, keine weiteren Fristen. Am 1. August treten die Zölle in Kraft.“ Zwar könne mit Trump immer geredet werden – „er hört immer zu“ –, aber der Ball liege nun in Europas Spielfeld. Die Frage sei lediglich, „ob sie ihm ein gutes genug Angebot machen“. Ein Rückzieher scheint ausgeschlossen. Trumps Strategie ist eindeutig: Druck aufbauen, Fristen setzen, mit Eskalation drohen – und dann, vielleicht, einen Deal verkünden, den er als Triumph verkaufen kann. Die Rückkehr zu bilateraler Machtpolitik lässt dabei wenig Platz für langfristige Partnerschaften. Was bleibt, ist ein wirtschaftlicher Schwebezustand zwischen Europa und den USA – und eine internationale Handelsordnung, die zunehmend von Trumps Launen abhängt. Am Dienstag geht es weiter nach Aberdeen, wo Trump und seine Söhne eine neue Golfanlage einweihen. Auch dort wird es wohl um mehr als Sport gehen. Denn wenn Turnberry das neue Camp David ist, dann wird Golf zum Bühnenbild einer Welt, in der Deals mehr zählen als Diplomatie – und Zölle mehr als Vertrauen.
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jetzt hoffe ich mal, dass die EU auch 15% Zölle erhebt!!!!!!
Ich fürchte, dass die Europäer einknicken.
Alleine schon dass das Treffen auf seinem Privatbesitz statt fand ist für mich ein absolutes No go.
Wie eine Bittstellerin beim King Tr***.
Vermutlich sah er das genau so.
Fair ist bei ihm gar nichts.
Und was er heute vereinbart, reißt er übermorgen wieder ein.
Weil er etwas durchsetzen will und bisher quasi Jeder bei seinen Zollspielen umfällt und ihm gibt, was er will.
Ein Autokrat, der sich in seiner „Stärke“ sonnt.
Ich ahne nichts Gutes.
Wie soll auch was Gutes von einem Faschisten kommen?
Aber ist noch Jemanden aufgefallen, dass Tr*** immer auf dem Stuhl hockt, als wenn er auf dem Klo hockt?
Vielleicht weil eh nur 💩 bei raus kommt?
Der kann sich scheinbar alles erlauben!!!!!!!!!!!
Für Trump heißt fair „ich gewinne mit großem Vorteil“. Und wenn er schon alles um seine Golfkulisse herumbaut, dann sieht man auch „und mit Betrug“, denn er betrügt ständig beim golfen. Die EU hat es in der Hand, an Trumps Ende mitzuwirken. Tut sie es nicht, haben wir nicht nur dreieinhalb Jahre wirtschaftliche Unsicherheit, sondern Handelskrieg für sehr lange Zeit. Wenn Trump „gewinnt“ wird er weitermachen. Er wird die EU zwingen, wie schon bei der Gendergerechtigkeit, die Anforderung auf Produkte aus den USA herabzusetzen, nachdem er Kontrollen und Umweltauflagen im eigenen Land bis zur Unkenntlichkeit eingedampft hat. Es gibt mit Trump keine Kompromisse! Das heisst, auch wir müssen kämpfen, mit Gewinnabsicht!
Ich kann nur hoffen, dass das für die EU klar ist.