Donald Trump hat Washington wieder einmal in einen Strudel aus Spekulationen, Verdächtigungen und bizarren Verschwörungstheorien gestürzt – doch diesmal scheinen ihn die Geister, die er selbst rief, einzuholen. Seitdem sein Name offiziell in den freigegebenen Jeffrey-Epstein-Akten auftauchte, ringt der Präsident darum, die öffentliche Aufmerksamkeit mit einer ganzen Kaskade neuer Behauptungen umzulenken – von Barack Obamas angeblichem Hochverrat bis hin zu magisch unterschriebenen Dokumenten aus dem Weißen Haus. Trump, dessen politische Karriere auf der systematischen Demontage institutionellen Vertrauens aufbaute, kämpft nun gegen ein System an, das längst sein eigenes ist. In den sozialen Netzwerken, auf konservativen Kanälen und selbst in Regierungskreisen prallen inzwischen Verschwörungstheorien aufeinander – einige von ihm lanciert, andere gegen ihn gerichtet. Und kaum eine ist so explosiv wie die über seine einstige Nähe zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein.
Als am Freitag bekannt wurde, dass House Speaker Mike Johnson das Repräsentantenhaus urplötzlich in die Sommerpause schickte – just in dem Moment, als eine Anhörung zu Epsteins Netzwerk anstand –, witterten selbst Trump-treue Republikaner Vertuschung. Die Demokraten ihrerseits stürzen sich nun kopfüber in das Thema, das sie jahrelang kaum beachteten, und wittern politisches Kapital. Währenddessen zieht der Präsident auf seinem Golfclub in Schottland eine bizarre Spur des Ablenkens hinter sich her: Er erklärt, die Medien sollten lieber über Bill Clinton als über ihn sprechen. Er beschuldigt James Comey, Barack Obama und die Biden-Regierung, die Epstein-Akten überhaupt erst „erfunden“ zu haben. Und er verbreitet digital manipulierte Bilder, in denen Obama verhaftet oder wie O. J. Simpson in einem weißen Bronco gejagt wird – einst undenkbar, heute Alltag.
Die Obsession mit Verschwörungen hat in der amerikanischen Geschichte Tradition, doch nie zuvor war sie Regierungspolitik. Trump nutzt sie nicht nur als rhetorisches Instrument, sondern als Bewerbungsfrage für Jobs in seiner Administration: Wer nicht glaubt, dass er 2020 „gewonnen“ habe, hat schlechte Karten. Er ließ hunderttausende Seiten zu JFK und MLK freigeben, spekulierte über verschwundenes Gold in Fort Knox – und lässt seine eigene Geheimdienstchefin, Tulsi Gabbard, öffentlich erklären, Obama habe einen „mehrjährigen Putschversuch“ orchestriert. Es ist ein Regierungshandeln, das sich von Fakten entkoppelt hat. Während Außenpolitik, Inflation und Waffenlieferungen in den Hintergrund rücken, bestimmt die Logik der Verdächtigung die Agenda. Dass Roy Black, einer von Epsteins früheren Anwälten, mitten in der Eskalation stirbt, ist für viele nur weiteres Brennmaterial. Und selbst Macron bleibt nicht verschont: Er und seine Frau verklagen die rechte Kommentatorin Candace Owens wegen übler Nachrede – sie hatte behauptet, Brigitte Macron sei ein Mann.
Doch trotz aller Ablenkungsmanöver bleibt der zentrale Punkt bestehen: Trump war über Jahre mit Epstein befreundet, bevor es zum Bruch kam. Was sein Name in den Akten wirklich bedeutet, ist weiter offen – doch seine eigene Reaktion darauf spricht Bände. Der Präsident, der einst behauptete, Osama bin Laden sei noch am Leben und die Navy SEALs seien geopfert worden, klammert sich nun an neue Erzählungen, um die alte zu übertönen. Doch diesmal ist das Echo lauter als der Spin. Was einst dem politischen Aufstieg diente, wird nun zur Hypothek: Die Verschwörungen, die Trump nährten, verschlingen nun seinen eigenen Washington-Kosmos. Und das Land sieht zu – zwischen Faszination, Ermüdung und wachsendem Unbehagen.
Sex, Macht und Spiegelfechtereien – Trumps Melania-Moment im Schatten der Epstein-Akten
In Washington konkurrieren derzeit nicht politische Konzepte, sondern Verschwörungstheorien. Sie wachsen wie Ranken über Talkshows, durchdringen Parteizentralen, zersetzen die Institutionen – und einer sitzt, wie so oft, mitten im Zentrum: Donald Trump. Der Präsident sieht sich mit einem Sturm aus Schlagzeilen konfrontiert, seit sein Name in Verbindung mit den neu freigegebenen Epstein-Akten auftauchte. Und während der Druck steigt, verlagert sich das weiße Rauschen in Richtung Barack Obama, angeblicher Hochverrat, vermeintlich manipulierte CIA-Dossiers und schwer sedierte Hillary Clintons. Doch der wirklich brisante Satz kommt leise – in einem Podcast mit Michael Wolff, Trump-Biograf und erfahrener Beobachter der Macht: „Das erste Mal, dass Trump und Melania Sex hatten, war in Epsteins Jet.“
Es ist ein Satz, der sitzt. Einer, der sich viral verbreitet, der geteilt wird, montiert, als Fakt weiterverbreitet. Ein Satz, der alles hat: Sex, Skandal, Reiche, Flugzeuge, Epstein. Nur eines hat er nicht: Kontext. Denn wenn wir unser eigenes Recherchematerial hinzuziehen – insbesondere die vollständigen Audioaufnahmen von Wolff, die auch wir besitzen, wie viele andere im Investigativbereich – zeigt sich ein anderes Bild. Ja, Epstein war Teil des Modemilieus, in dem Melania sich bewegte. Ja, Paolo Zampolli, Gründer der Modelagentur ID Models und enger Epstein-Vertrauter, war es, der Melania 1998 an Trump heranführte. Und ja, sie tauchte in einem Umfeld auf, das von Ghislaine Maxwell, Modebuchungen und Blicken alter Männer durchdrungen war. Doch: Die angebliche erste sexuelle Begegnung auf dem „Lolita Express“ – so provokant sie klingt – fand unseren Recherchen zufolge erst nach dem offiziellen Kennenlernen statt.
Natürlich bleibt vieles offen. Was im Jet geschah, kann keiner bezeugen außer den beiden selbst, und geht auch keinen etwas an – und Epstein. Doch es ist ein Unterschied, ob etwas möglich ist, oder ob es bewiesen ist. Und in dieser Differenz liegt der Kern dessen, was investigativer Journalismus leisten muss: Unterscheiden zwischen Wahrheit und Mystik. Zwischen dokumentierter Aussage und medialem Affekt. Zwischen Aufklärung und Spektakel. Ein Spektakel, das so weit geht, zu behaupten, Melania und Donald Trump hätten sich in Epsteins Flugzeug kennengelernt und nicht im Kit Kat Club.
Michael Wolffs Bücher und Tapes bewegen sich oft entlang dieser Kante, oftmals auch darunter – zwischen intimer, unseriöser Beobachtung und schillernder Erzählung aus 1000 und einer Nacht. Wenn er sagt, Melania sei „sehr involviert“ gewesen in Epsteins Zirkel, muss man fragen: Involviert worin? In Begegnungen? In Verbindungen? In Wissen? Der Satz bleibt vage, und vielleicht ist das sein Zweck. Es ist dieselbe Methode, die Trump selbst seit Jahren anwendet – Andeutungen statt Belege, Suggestion statt Analyse. Denn das Ziel ist oft nicht Wahrheit, sondern Wirkung.
Wenn wir unser Recherchematerial hinzuziehen, ist die Aussage nicht nur vage, die verbreitet wird, sie ist schlicht falsch. Es ist möglich, dass Donald Trump seine Melania im Flugzeug unter blauem Himmel verführte – aber das war nach unseren Aufzeichnungen erst, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Doch man muss unterscheiden zwischen Wahrheit und Mystik. Die große Frage: Was ist das Ziel solcher Aussagen? Leider ist es so, dass sich natürlich solche Nachrichten schnell verkaufen. Aber im investigativen Bereich geht es um die Wahrheit – der harte Weg, das sozusagen umsonst zu liefern, weil die Welt bereits für das Falsche bezahlt hat. Die Formulierung, Melania sei über Epstein an Trump geraten, ist nicht falsch – aber sie ersetzt kein Beweisdokument. Sie lebt von der Atmosphäre, nicht von der Akte. Aber wer den investigativen Weg geht, liefert sie – wenn überhaupt – nur um den Preis der Gewissheit. Und das heißt manchmal: gar nicht. Denn die Welt hat schon genug bezahlt – für falsche Erzählungen, für mächtige Lügen, für ein Spektakel, das keiner mehr stoppen konnte. Unser Job ist es, wenigstens zu versuchen, das zu trennen: das Faktum vom Reflex. Die Analyse vom Affekt. Die Verantwortung vom Hype.
Investigativer Journalismus braucht Mut, Haltung und auch Deine Unterstützung.
Melania… sie war volljährig.
Da ist es mir so egal, ob, wann, wo und wie die Zwei was hatten.
Nicht egal sind mir die vielen mussbrauchten Kinder.
Wo es systematische Vertuschung gab und gibt.
Alles zu Lasten von diesen armen Mädchen.
Zum Vergnügen alter reicher Männer, die durch das Netz von Geld und Macht geschützt waren und sind.
Richtig und deshalb muss der Fokus auf dem wesentlichen bleiben …