Man könnte meinen, Washington sei über Nacht in eine andere Hauptstadt verwandelt worden. Nicht Moskau, nicht Peking – nein, das Vorbild liegt weiter östlich: Pjöngjang. Vor dem Arbeitsministerium flattert die US-Flagge, und direkt darunter hängt nun ein riesiges Banner von Donald Trump, starrend wie der „Ewige Führer“ im Lehrbuch für Autokraten. Darunter das Mantra „American Workers First“ – eine Parole, die so klingt, als wäre sie im Parteisekretariat einer Diktatur abgestempelt worden. Es ist eine Inszenierung von bizarrer Schlichtheit: ein Gesicht, ein Slogan, ein Gebäude. Mehr braucht es nicht, um aus einem Ministerium ein Monument zu machen. Man wartet förmlich darauf, dass Kindergruppen in gleich geschneiderten Uniformen davor paradieren und Hymnen auf den „Supreme Leader“ anstimmen. Dass Trump erst Stunden zuvor seine Nähe zu Kim Jong Un gepriesen hatte, wirkt da fast wie eine Generalprobe für diese neue Ästhetik.

Neben Trumps Gesicht hängt übrigens Theodore Roosevelt. Der alte Progressive wird so zum unfreiwilligen Sidekick degradiert – wie ein Museumsstück, das man neben die Ikone stellen muss, damit der Personenkult ein wenig patriotische Patina bekommt. Roosevelt, der Kämpfer gegen Monopole, im Doppelpack mit Trump, dem Monopolisten seiner eigenen Marke. Ein schlechter Witz in Übergröße. Die Reaktionen sind entsprechend: Das Netz verspottet das Banner als „Trumpchella für Autokraten“, andere sprechen vom „größten Wahlplakat Nordkoreas – zufällig in Washington“. Auf Reddit kursieren schon Collagen, in denen Trumps Konterfei neben Kim Jong Uns Portraits aufmarschiert, übertitelt mit „Brüder im Geiste“.

Doch bei aller Komik hat das Ganze eine bittere Pointe. Dass ein Präsident seine eigene Miene wie eine Staatsikone an einem Regierungsgebäude befestigen lässt, ist mehr als nur Geschmacklosigkeit – es ist die visuelle Aufkündigung demokratischer Zurückhaltung. Ein Versuch, Macht nicht mehr über Institutionen, sondern über Gesichter zu definieren. Nicht über Gesetze, sondern über Symbole. Nicht über Debatten, sondern über Drohblicke. Amerika hat lange über den Personenkult in fremden Ländern gelacht. Nun erlebt es seine eigene Version – made in USA, inspiriert aus Nordkorea. Und plötzlich wirkt Washington nicht mehr wie das Herz einer Republik, sondern wie die Bühne eines Autokraten, der nur noch einen Titel sucht: Supreme Leader Trump.
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Putin und Kim, seine größten Vorbilder.
So will er angebetet werden. Ohne jegliche Kritik vom Volk.
Es ist derart surreal.
Aber die Basis jubelt, in vollkommener Unkenntnis, was da passiert.
Wie passend auch die Worte von Trump, in einem Interview gestern, dazu:
Trump betonte sofort: „Ich mag keinen Diktator. Ich bin kein Diktator. Ich bin ein Mann mit großartigem Menschenverstand und ein schlauer Mensch.“
Er muss einfach regelmässig seine pillen nehmen, das wäre ein kleiner schritt
F.ck, was für ein Idiot
das stimmt
Das nenne ich mal „missbrauchte Flagge“.
…sehr gut ausgedrückt