Miss Moskau, Marco und das Manöver – Wie Rubio Trumps heikelste Episode ausbremste

VonRainer Hofmann

Juli 23, 2025

Es ist eine dieser Fußnoten der Geschichte, die eigentlich laut knallen müsste – doch kaum jemand hörte sie. Vergraben in einem Kongressbericht, betreut von niemand Geringerem als Senator Marco Rubio, schlummern Details einer Begegnung, die sowohl für den damaligen Geschäftsmann Donald Trump als auch für den heutigen Präsidenten von größtem Sprengstoff ist: ein angeblich peinlicher Moment zwischen Trump und einer russischen Schönheitskönigin – Miss Moskau – bei einem Event, das schon damals von Geheimdienstinteressen durchweht war. Doch anstatt die Szene ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren, geschah etwas anderes: Rubio, Vorsitzender des einflussreichen Senate Intelligence Committee, ließ sie geschickt verschwinden – mit der Diskretion eines Showproduzenten, der weiß, wann der Vorhang zu fallen hat.

Schauplatz: Moskau, 2013. Anlass: Die Miss-Universe-Wahl, deren Gastgeber Donald Trump ist. In einem Hinterzimmer, so schildern es nachträgliche Zeugenberichte und diplomatische Notizen, soll es zu einem heiklen Austausch zwischen Trump und einer russischen Teilnehmerin gekommen sein – beobachtet von mehreren Personen, darunter mindestens ein westlicher Sicherheitsbeamter. Der Vorfall wurde nie offiziell dokumentiert, taucht aber in internen Notizen eines Mitarbeiters auf, die nun – über Jahre hinweg verzögert – in einem Kongressbericht landeten. Jener Bericht jedoch wurde von Rubio nicht etwa genutzt, um Klarheit zu schaffen. Im Gegenteil: Die Passage wurde – wie ein Refrain, der nicht ins Konzept passt – dezent überblendet, unter vielen Fußnoten vergraben. Coldplayed, könnte man sagen. Die Methode erinnert an die gleichnamige Band: ein maximal harmonischer Ton, der alles überdeckt. Keine Aufregung, keine Enthüllung, keine direkten Fragen. Rubio, der sich einst als außenpolitischer Falke gerierte, hat in diesem Fall offenbar entschieden, die Akte stillzulegen. Warum? Die Erklärung liegt nahe: Der Senator aus Florida ist längst Teil jener GOP-Struktur geworden, die sich weniger mit Wahrheit als mit Loyalität identifiziert. Und in diesem Gefüge gilt Trump – Miss Moskau hin oder her – nicht als Peinlichkeit, sondern als Anker der Macht.

Doch was wäre gewesen, wenn der Bericht in anderer Hand gelandet wäre? Wenn etwa der demokratische Ausschussvorsitzende die Episode öffentlich gemacht hätte? Wenn die Fragen gestellt worden wären, die seither in der Luft liegen: Wer war die Frau? Wer wusste davon? Und warum reiste ein Mann, der mit Präsidentschaftsambitionen spielte, überhaupt mit derart offenen Flanken nach Moskau – nur Monate bevor erste Kontakte zu russischen Stellen über Flynn, Page und andere liefen? Dass Marco Rubio diese Fragen nicht stellte, ist kein Zufall – es ist ein politisches Kalkül. Der Bericht war seine Bühne, Trump sein künftiger Boss. Und während sich Amerikas Hauptstadt weiter durch ein Reality-TV-Drama hangelt, bei dem jeder Tag eine neue Wendung bringt, blieb dieses Kapitel unbeachtet. Für Trump ein Glück. Für die Öffentlichkeit ein Verlust. In Washington ist gerade vieles in Bewegung. Und während sich der Sumpf neu sortiert, zeigen sich die wahren Skriptverfasser hinter der Kulisse. Manche löschen Szenen, bevor sie jemand sieht. Andere klatschen Beifall – und tun so, als wäre nie etwas gewesen.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Die Loyalisten Träumen auf und erhoffen sich einen Platz in der Gunst von Tr***.

Fragen? Kritik? Wozu denn, wenn man auf der Tr***-Welle mitreitet (Sarkasmus)

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