Jeffrey Sachs hat die politische Welt selten geschont, doch seine jüngste Einschätzung zu Donald Trump ist selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich direkt. Auf die Frage, warum Trump beim G20-Gipfel nicht erscheint, sagte Sachs offen, der Präsident habe „den Verstand eines Vierjährigen“ und verhalte sich wie jemand, der einen Wutanfall bekomme, sobald er nicht im Mittelpunkt steht. Es war nicht nur eine Provokation, sondern eine Diagnose – und sie trifft einen Nerv, weil sie das beschreibt, was viele Regierungschefs hinter verschlossenen Türen seit Jahren sagen, ohne es auszusprechen.
Sachs über den G20: Warum kommt Donald Trump morgen nicht? Weil er den Verstand eines Vierjährigen hat und gerade einen Wutanfall bekommt.
Worum geht es in diesem Wutanfall? Darum, dass der Rest der Welt sagt: „Wir wollen keinen König.“ Wie Präsident Lula sagte: „Wir brauchen keinen Kaiser.“ Trump würde hier nur als einer von 20 Staats- oder Regierungschefs auftreten – oder 21. Das will er nicht. Er hat einen Wutanfall.
Sachs schilderte den Auslöser dieses „Wutanfalls“ klar: Die Welt habe deutlich gemacht, dass sie keinen König brauche. Brasiliens Präsident Lula formulierte es mit einer Schärfe, die Trump besonders trifft: „Wir brauchen keinen Kaiser.“ Beim G20 wäre Trump einer unter vielen gewesen – nicht derjenige, der die Show bestimmt, nicht der Mittelpunkt, nicht der Einzige, der den Ton setzt. Und genau das, so Sachs, halte er nicht aus. Ein Gipfel, der Gleichrangigkeit verlangt, ist für Trump offenbar ein Ort, den man meidet. Die Einschätzung Sachs’ wirkt nicht wie ein spontaner Seitenhieb, sondern wie das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung. Der Ökonom hat Regierungen beraten, internationale Krisen begleitet und mit politischen Führungen aus allen Teilen der Welt gearbeitet. Er kennt die Mechanismen des globalen Machtgefüges – und er kennt die Charaktere, die darin agieren. Seine Worte über Trump sind deshalb weniger Anklage als nüchterne Beobachtung: Ein Präsident, der nur dort auftaucht, wo er dominieren kann, hat Schwierigkeiten mit der Realität internationaler Politik, in der kein Staat Sonderrechte für persönliche Eitelkeiten vergibt.
Sachs kritisiert seit Jahren, wie Trump die internationale Ordnung beschädigt, Bündnisse belastet und multilaterale Prozesse durch impulsives Verhalten aushebelt. Seine aktuelle Bemerkung fügt sich darin ein: Trump akzeptiere keine Welt, in der andere Staaten auf Augenhöhe auftreten. Gipfel wie der G20 verlangen genau das – und sie verlangen die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, Verantwortung zu teilen und Verhandlungen zu führen, ohne ständig nach Bestätigung zu suchen. Für Sachs ist Trumps Fernbleiben deshalb mehr als eine diplomatische Geste. Es ist ein politisches Signal. Ein Präsident, der sich weigert, an einem der wichtigsten Foren globaler Koordination teilzunehmen, überlässt anderen Staaten die Bühne – darunter jenen, die ein autoritäreres Verständnis von Ordnung vertreten. Gleichzeitig schwächt diese Abwesenheit die Rolle der USA in einem Moment, in dem internationale Konflikte, wirtschaftliche Unsicherheiten und sicherheitspolitische Krisen sich überlagern. Dass ausgerechnet die Vereinigten Staaten fehlen, wirkt wie der Rückzug einer Macht, die sich einst als zentraler Garant weltweiter Stabilität verstand.
Sachs formuliert dieses Dilemma mit einer Deutlichkeit, die kaum ein Regierungschef öffentlich riskieren würde. Seine Worte treffen Trump, weil sie etwas beschreiben, das in vielen diplomatischen Berichten steht: ein Muster aus Trotz, Eitelkeit und Unberechenbarkeit. Ein Verhalten, das nicht nur persönliche Schwächen offenlegt, sondern politische Konsequenzen hat. Wer internationale Politik als Bühne für eigene Machtinszenierung begreift, trifft schlechte Entscheidungen, sobald er diese Bühne nicht kontrollieren kann. Für die Staaten, die sich in Brasilien zum G20 treffen, ist Trumps Abwesenheit daher mehr als ein organisatorisches Detail. Sie ist ein Symptom. Und Sachs benennt dieses Symptom mit der Klarheit eines Mannes, der seit Jahrzehnten analysiert, wie politische Systeme funktionieren – und wie sie scheitern.
Seine Worte wirken deshalb weit über die Schlagzeile hinaus: Sie beschreiben einen Präsidenten, der nicht fähig ist, die Rolle zu erfüllen, die das Amt verlangt. Und eine Welt, die sich zunehmend weigert, sich diesem Verhalten zu beugen.
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