Ghislaine Maxwell hat einen weiteren, stillen Schritt in ihrem langen juristischen Drama vollzogen – und dieser Schritt lässt die Gerüchteküche brodeln. Die 63-jährige, wegen Kindesmissbrauchs und Menschenhandels verurteilte Epstein-Komplizin ist nun in einem deutlich angenehmeren Gefängnis untergebracht: Ein kaum wahrnehmbarer Transfer führte sie aus einer strengeren Haftanstalt in Florida in das vergleichsweise komfortable Federal Prison Camp Bryan in Texas, eine Einrichtung mit weit geringerer Restriktion. Bestätigt wurde die Verlegung am Freitag von der Bundesstrafvollzugsbehörde, die keinerlei Begründung für den Schritt lieferte. Ihr Anwalt David Oscar Marcus wollte ebenfalls keine Details preisgeben und erklärte lediglich: „Wir können bestätigen, dass sie verlegt wurde, aber wir kommentieren das nicht.“ Weitergehende Fragen blockte er professionell ab, ohne die geringste Angriffsfläche zu bieten.

Das Federal Prison Camp Bryan liegt rund drei Stunden Autofahrt von Dallas entfernt, was Besuche der Familie erheblich erleichtert im Vergleich zum früheren Standort in Florida. In der Nähe leben Christine Maxwell und ihr Ehemann Roger Malina, die dort eine Wohnung besitzen, sowie zeitweise auch Isabel Maxwell, die Zwillingsschwester.

Der Zeitpunkt dieser Verlegung wirkt kaum zufällig. Nur wenige Tage zuvor hatte Maxwell einen ganzen Tag lang hinter verschlossenen Türen mit dem stellvertretenden US-Justizminister Todd Blanche und ihrem Anwalt in der US-Staatsanwaltschaft in Tallahassee verbracht. Blanche ist nicht nur die Nummer zwei im Justizministerium, sondern auch der ehemalige Verteidiger von Donald Trump – eine biografische Verbindung, die dieser Begegnung zusätzliche Brisanz verleiht. Nach außen schweigt Maxwell, doch hinter den Mauern des Strafvollzugs formt sich offenbar eine Strategie, die das Potenzial hat, die Schatten des Epstein-Komplexes noch einmal in grelles Licht zu tauchen – oder für einige der Beteiligten das Licht endgültig auszumachen.
Maxwell, die zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde und deren reguläre Entlassung erst für das Jahr 2037 vorgesehen ist, sucht offenkundig nach einem Deal mit dem Justizministerium. Im Gegenzug für eine mögliche Strafminderung könnte sie bereit sein, umfassend über das Netzwerk ihres verstorbenen Partners Jeffrey Epstein und dessen mächtige Verbindungen auszupacken. Die Aussicht, dass die Frau, die über Jahre hinweg minderjährige Mädchen für Epstein rekrutierte und ihnen den Weg in ein System aus Missbrauch und Schweigen bereitete, nun über die Kreise spricht, die von diesem System profitierten, elektrisiert Beobachter wie Kritiker gleichermaßen. Federal Prison Camp Bryan in Texas – ein niedrig gesichertes Gefängnis mit relativ lockeren Regeln – wirkt wie die stille Belohnung für Kooperationsbereitschaft, selbst wenn offizielle Stellen diesen Zusammenhang bestreiten. Für Maxwell bedeutet es ein Leben fern von den bedrückenden Bedingungen ihrer bisherigen Haft in Florida, ein Ort, der die Unausweichlichkeit der Strafe atmen ließ. Nun könnte die relative Ruhe und Privatsphäre von Bryan der Hintergrund für die womöglich letzte große Wendung ihres Falls sein. Sollte sie wirklich bereit sein, den Deckel der Vergangenheit vollständig zu lüften, stünde nicht nur ihre eigene Geschichte erneut im Zentrum – sondern auch die der vielen, deren Namen bisher nur hinter verschlossenen Türen zirkulierten. Vielleicht sollte man dort bald ein Zelt aufstellen und beobachten, wer sich alles die Zugangskarte in die Hand gibt.
Fortsetzung folgt …
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Entweder eine Begnadigung oder hoopla, ihr ist die Flucht gelungen.
Ein fingierter Tod wäre auch noch eine Option.
Traurig, dass Ihre Familie sie besucht.
Bei all den Gräueltaten.
Entweder findet die Familie es nicht schlimm oder stecken mit drin.
Zwillinge sind in der Regel extrem eng verbunden ….