Die Begegnung ist so symbolisch wie politisch brisant: Am heutigen Donnerstag trifft sich das US-Justizministerium mit einer der meist gefürchteten Frauen des Landes – Ghislaine Maxwell, verurteilte Komplizin von Jeffrey Epstein und Schlüsselfigur in einem Missbrauchsskandal, der das amerikanische Machtgefüge bis heute erschüttert. Während sie in einem Bundesgefängnis in Florida ihre langjährige Haftstrafe absitzt, will das Ministerium unter der Leitung von Attorney General Pam Bondi mit ihr sprechen – offiziell zur Aufarbeitung, inoffiziell wohl auch zur Schadensbegrenzung. Denn die Aufregung über die weiterhin unter Verschluss gehaltenen Epstein-Akten wächst. Und der Druck kommt längst nicht mehr nur von der politischen Linken. Die Initiative für das Gespräch geht laut einem mit der Angelegenheit vertrauten Insider auf Vizejustizminister Todd Blanche zurück, der das Treffen vorbereitete, um dem Vorwurf mangelnder Transparenz entgegenzutreten. Die Kritik an der Geheimhaltung der Epstein-Dokumente hatte in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen – auch, weil bekannt wurde, dass Donald Trumps Name in den Ermittlungsakten auftaucht, wie eine Zeitung unter Berufung auf interne Behördeninformationen berichtete. Bondi, die enge Vertraute des Präsidenten und oberste Justizchefin des Landes, soll Trump darüber persönlich informiert haben. Nun fordern demokratische Abgeordnete ihre Aussage vor dem Kongress – die erste offene Herausforderung an eine Generalstaatsanwältin, die bislang als uneingeschränkt loyal galt. Doch während das Justizministerium sich um Schadensbegrenzung bemüht, tobt im Senat bereits die nächste Auseinandersetzung. Ein demokratischer Vorstoß zur Offenlegung der Epstein-Akten wurde am Donnerstag von den Republikanern abgeschmettert – es war das erste Mal, dass sich die Mehrheit der GOP öffentlich auf eine Seite schlagen musste. Senator Cory Booker hatte versucht, ein Gesetz zur Bekämpfung des Opioid-Schmuggels an eine Bedingung zu knüpfen: Keine Verabschiedung, solange die Epstein-Dokumente nicht veröffentlicht werden. Doch der texanische Republikaner John Cornyn konterte mit einem Gegenantrag, der Bookers Vorstoß faktisch neutralisierte. Die Republikaner stimmten geschlossen für Cornyns Zusatz – mit der Begründung, man vertraue Pam Bondi und ihrer Handhabung des Falls.

Während die eine Hälfte Washingtons noch damit beschäftigt ist, sich gegenseitig den Ball der Verantwortung zuzuspielen, verlagert die Trump-Regierung die Debatte längst in andere Gefilde – lautstark, auffällig und kontrolliert. So ließ Trump am Donnerstagmorgen einen demonstrativen Post auf Truth Social absetzen, in dem er sich hinter Elon Musk und dessen strauchelndes Unternehmen Tesla stellte. „Ich will, dass Elon und alle Unternehmen in unserem Land ERFOLGREICH sind“, schrieb der Präsident – nur Stunden, nachdem Musks Aktie wegen enttäuschender Quartalszahlen um neun Prozent eingebrochen war. Ein Befriedungssignal, nachdem der Konflikt zwischen beiden zuletzt eskaliert war: Musk hatte Trump vorgeworfen, mit seinem Haushaltsgesetz die Staatsverschuldung weiter zu verschärfen, und angekündigt, eine eigene Partei gründen zu wollen. Trump hatte daraufhin mit dem Entzug von Fördermitteln für Tesla gedroht. Zeitgleich spielte sich im Weißen Haus ein anderer symbolträchtiger Auftritt ab: Trump empfing Bauarbeiter, die derzeit den Rosengarten des Weißen Hauses pflastern – ein Projekt, das nicht nur florale Fragen aufwirft. Der Präsident posierte mit den Arbeitern im Oval Office, signierte Mützen und ließ ein Gruppenbild veröffentlichen. Der Rasen vor dem Haus der Macht, einst ein Ort für Gedenkveranstaltungen und Staatsbesuche, wird nun zubetoniert. Es ist ein Bild, das sich unweigerlich in die politische Atmosphäre einfügt: der Rosengarten als Parkplatz, das Justizministerium im Krisenmodus, der Senat im Abwehrkampf gegen Transparenz.
Doch auch an anderer Front macht die Trump-Regierung Schlagzeilen. Der Senatsausschuss für Auswärtige Beziehungen hat überraschend die Nominierung von Mike Waltz zum UN-Botschafter der Vereinigten Staaten bestätigt. Der republikanische Abgeordnete aus Florida, ein ehemaliger Elitesoldat mit sicherheitspolitischer Expertise, galt lange als strittiger Kandidat – nicht zuletzt wegen der harschen Linie der Regierung gegenüber internationalen Institutionen. Doch Waltz erhielt sogar Zustimmung von der demokratischen Senatorin Jeanne Shaheen, die erklärte, seine Besonnenheit könne ein stabilisierender Faktor innerhalb der Trump-Administration sein. Noch deutlicher wird die Handschrift des Präsidenten jedoch bei der Besetzung der höchsten juristischen Ämter: Die frühere Fox-News-Moderatorin Jeanine Pirro wurde vom Justizausschuss erneut als Bundesstaatsanwältin für Washington D.C. bestätigt – trotz scharfer Kritik der Opposition. Die Abstimmung war nötig geworden, nachdem die Demokraten beim ersten Versuch geschlossen den Raum verlassen hatten. Pirro, einst Co-Moderatorin von „The Five“ und bekannt für ihre aggressive Rhetorik, soll nun die Bundesjustiz in der Hauptstadt leiten. (siehe auch: https://kaizen-blog.org/die-kommissarin-des-chaos-jeanine-pirro-und-die-letzte-staffel-der-amerikanischen-rechtsstaatlichkeit/ ). Sie ersetzt Trumps bisherigen Kandidaten Ed Martin Jr., der vielen Republikanern durch seine demonstrative Unterstützung der Kapitolstürmer vom 6. Januar 2021 zu heikel geworden war – selbst in einem politischen Klima, in dem Loyalität zur Trump-Linie oft mehr zählt als juristische Integrität. Und so verdichten sich die Signale eines Regierungskurses, der sich vom juristischen Selbstverständnis der Vereinigten Staaten zunehmend entfernt – während gleichzeitig die wichtigste Mitwisserin eines milliardenschweren Missbrauchsnetzwerks in einem Gefängnis in Florida auf ein Gespräch mit dem Justizministerium wartet. Ghislaine Maxwell, die Frau, die zu viel weiß und zu spät verurteilt wurde, könnte nun zur letzten Zeugin in einem Spiel werden, das niemand mehr vollständig kontrolliert. Vielleicht ist das auch der wahre Grund, warum ihr Name nun wieder in den Kalendern der höchsten Beamten auftaucht. Nicht um die Wahrheit zu ermitteln – sondern um die Deutungshoheit darüber zu retten.
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Was für ne Geschichte, Kino in Realität
Kannst Du laut sagen
Danke
Das ist nett, vielen Dank
Die Republikaner sind ein Haufen Heuchler und Weicheier.
Erst groß zur Offenlegung der Epstein Files tönen und dann geschlossen dagegen Stimmen…. klar, man braucht Zeit Sachen zu Schwarzenegger, Zeugen einzuschüchtern/verschwinden zu lassen, damit Tr*** gut da steht.
Danke für diese umfangreiche Recherche
Danke