Eine Tochter, ein Name – Hetzjagd auf die Tochter von Richter Boasberg

VonRainer Hofmann

März 23, 2025

Nein, still ist diese Jagd nicht – sie ist schrill und widerwärtig. Sie kommt nicht mit Fackeln und Mistgabeln, sondern mit Screenshots, Spekulationen, aus dem Zusammenhang gerissenen Namen und einem digitalen Furor, der kaum noch nach Wahrheit fragt. Was sich derzeit um Katharine Boasberg zusammenbraut – die Tochter eines Bundesrichters, deren einziger „Fehler“ offenbar ihr Nachname ist – hat nichts mit Aufklärung zu tun. Es ist laut und skrupellos.

Der Vater steht öffentlich im Fokus, also braucht es nur ein paar Pixel, ein altes Foto, einen Namen. Schon wird aus einer Tochter eine Figur auf dem Schachbrett der Verdächtigungen. Nicht weil sie etwas getan hätte. Sondern weil sie existiert.

Was hier geschieht, ist eine Hetzjagd – nicht auf eine öffentliche Figur, sondern auf eine junge Frau, die ins Kreuzfeuer geraten ist, weil sich ein Name durch zwei Generationen zieht. Weil eine Rede ihres Vaters, Richter James E. Boasberg, öffentlich auffindbar ist, in der er sich bei seiner Frau Elizabeth, seinem Sohn Daniel und seinen beiden Töchtern Katharine und Anne bedankt.

Das genügt. Schon wabert der Nebel aus Halbwahrheiten und Verdächtigungen durchs Netz. Die Identität wird zusammengeraten, die Biografie erfunden. Jeder Like, jede Verbindung auf LinkedIn, jede Bildspur auf einem Profil wird zum „Beweis“. Es ist die Verdachtslogik derer, die keine Beweise brauchen, sondern nur ein Ziel.

Dabei ist belegt: Katharine Boasberg ist tatsächlich bei „Partners for Justice“ tätig – einer Organisation, die juristische Unterstützung für Personen bietet, die sich kein eigenes Rechtsverfahren leisten können. Meist im Strafrecht. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass sie Mitglieder von Gangs wie „Tren de Aragua“ oder „MS-13“ verteidigt hat. Das sind unbelegte Behauptungen, die mehr über die Motivation der Angreifenden verraten als über die Realität.

Auch der Vorwurf, die Organisation sei „pro-illegal“, hält keiner faktischen Überprüfung stand. „Partners for Justice“ ist keine politische, sondern eine rechtshilfefokussierte NGO. Ihr Ziel: Zugang zum Recht verbessern, gerade in überlasteten Gerichtssystemen. Die Formulierung „pro-illegal“ ist ein polemischer Kampfbegriff, kein valider Vorwurf.

Und was die Finanzierung betrifft: Es gibt keine öffentlichen Belege dafür, dass „Partners for Justice“ direkt von USAID unterstützt wird. Wenn es Fördermittel gibt, dann allenfalls indirekt über Programme zur Justizreform – das bleibt jedoch Spekulation.

Der Angriff gilt nicht ihr allein. Er gilt der Idee, dass man Menschen schützen kann vor der Öffentlichkeit, wenn sie nicht Teil von ihr sein wollen. Dass nicht jeder Name, der in einer Debatte auftaucht, automatisch zur Zielscheibe werden muss.

In einer Zeit, in der der Diskurs immer schneller, immer lauter und immer erbarmungsloser wird, braucht es umso mehr jene, die sich dem entgegenstellen – mit Haltung, mit Fakten, mit Menschlichkeit.

Und es braucht die Erinnerung daran, dass selbst der mutigste Richter nicht schützen kann, was wir alle preisgeben – wenn wir die Grenze zwischen Kritik und Kampagne nicht mehr erkennen wollen.

Donald Trump selbst fördert solche Dynamiken seit Jahren – man denke nur an den 6. Januar 2021, als Worte zur Waffe wurden und aus Rhetorik Realität wurde. Auch jetzt schweigt er nicht, sondern gießt mit jedem Posting Öl ins Feuer der MAGA-Empörung.

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