Es ist ein Eingriff, der leise daherkommt, aber von enormer Tragweite ist: Das Smithsonian hat die Hinweise auf die beiden Amtsenthebungen von Donald Trump aus der Ausstellung im National Museum of American History entfernt. Stattdessen leuchtet nun wieder die alte Formulierung aus dem Jahr 2008 auf, in der nur drei Präsidenten als ernsthaft von einer Amtsenthebung bedroht genannt werden: Andrew Johnson, Richard Nixon und Bill Clinton. Trumps Doppel-Impeachment – ein historischer Sonderfall – verschwindet damit vorerst aus der unmittelbaren Sichtbarkeit amerikanischer Erinnerungskultur. Offiziell spricht das Smithsonian von einer vorübergehenden Maßnahme. Sprecher Phillip Zimmerman erklärte, die Ausstellung „The American Presidency“ sei nach 25 Jahren überholungsbedürftig. Die Themenbereiche rund um Watergate, die Clinton-Affäre und die Begrenzung präsidialer Macht hätten seit 2008 keine Aktualisierung mehr erfahren, weshalb man die Präsentation auf den letzten konsistenten Stand zurückgesetzt habe. Die temporären Beschilderungen zu Trumps Amtsenthebungen, 2021 als Reaktion auf die Ereignisse von damals installiert, seien eigentlich nie für die Ewigkeit gedacht gewesen. Doch sie blieben vier Jahre lang hängen – bis jetzt.
Der Zeitpunkt dieser Korrektur ist alles andere als neutral. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Donald Trump massiven Druck auf Washingtons Kulturinstitutionen ausgeübt. Er kappte Fördergelder, tauschte leitende Verantwortliche aus und unterstellte Museen, Galerien und Stiftungen einer ideologischen Überprüfung. Im März erließ er das Dekret „Restoring Truth and Sanity to American History“, mit dem er dem Smithsonian indirekt vorwarf, eine „spalterische, rassenfixierte Ideologie“ zu pflegen. Vizepräsident J.D. Vance erhielt den Auftrag, sicherzustellen, dass keine staatlichen Gelder an Projekte fließen, die „gemeinsame amerikanische Werte degradieren“ oder „Programme fördern, die im Widerspruch zu Bundesrecht und -politik stehen“. In diesem Klima ist die Entfernung von Trumps Impeachments mehr als nur ein kuratorischer Schritt – sie ist ein symbolischer Akt. Kritiker sehen darin einen Versuch, Geschichte selektiv zu säubern und politische Realität zu beschönigen. Denn kein anderer Präsident der Vereinigten Staaten wurde zweimal vom Repräsentantenhaus impeached: 2019 wegen des Drucks auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Ermittlungen gegen Joe Biden einzuleiten; 2021 wegen der „Anstiftung zum Aufruhr“ beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar. Beide Verfahren endeten mit einem Freispruch im von Republikanern dominierten Senat, doch sie markieren ein historisches Alleinstellungsmerkmal, das nun physisch aus der musealen Erzählung verschwindet.
Die Debatte reicht weit über Washington hinaus. Historiker und Vertreter der Opposition warnen, dass die Rückkehr zur „bereinigten“ 2008er Version einen gefährlichen Präzedenzfall schafft: Politische Macht formt die Erinnerung, und nationale Museen, die eigentlich unabhängig arbeiten sollten, beugen sich dem Druck. Die Ankündigung, dass eine zukünftige Aktualisierung wieder alle Impeachments beinhalten werde, bleibt vage und zeitlich unbestimmt. Währenddessen prägt das aktuelle Bild der Ausstellung, was Millionen Besucher aus aller Welt sehen – und was nicht. In der Summe entsteht so ein leiser, aber wirkmächtiger Schnitt in der amerikanischen Geschichtserzählung. Er zeigt, wie schnell das fragile Gleichgewicht zwischen historischer Dokumentation und politischer Einflussnahme kippen kann. Ein Museum mag seine Tafeln austauschen, seine Texte ändern, seine Schwerpunkte verschieben. Doch wenn ausgerechnet das Smithsonian, das nationale Gedächtnis der Vereinigten Staaten, beginnt, das Unbequeme auszublenden, wird aus kuratorischer Routine ein Akt von kulturpolitischer Sprengkraft. Die Erinnerung an Trumps Amtsenthebungen existiert weiter – in Dokumenten, Archiven, digitalen Datenbanken. Doch der Augenblick der direkten Konfrontation, der Moment, in dem ein Museumsbesucher vor der Vitrine steht und die eigene Geschichte sieht, ist vorerst verloren. In diesem Schweigen liegt eine leise, aber unmissverständliche Warnung: Geschichte kann man nicht ungeschehen machen, aber man kann sie unsichtbar machen.
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Nun auch das Smithsonian.
Ein Kniefall vor Trump.
Die Begründung für die Entfernung ist so durchsichtig, wie lächerlich zugleich.
Das ist nur der Anfang.
Es wird nach und nach alles so geformt, wie es Trumps Agenda entspricht.
Fern der wahren Geschichte, zu lassen von Indigenen, Schwarzenegger, Latinos, Asiaten und auch Frauen.
Bleiben wird die „Herrlichkeit des Weißen Patriarchat“ 🤮
Das Wort Schande beschreibt es ein wenig, aber nur ein wenig…