Die Drohnenaufnahme wirkt wie aus einem dystopischen Kriegsfilm: Ein kleines Boot, erkennbar überladen, rast durch das dunkle Karibikmeer. Sekunden später der Einschlag, dann Stille. Elf Menschen tot. Offiziell waren es mutmaßliche Mitglieder eines venezolanischen Kartells. Doch ein hochrangiger Pentagon-Beamter spricht inzwischen von einem „kriminellen Angriff auf Zivilisten“. Militärjuristen warnen, der Befehl habe internationales Recht verletzt, da keine unmittelbare Bedrohung bestanden habe. Washington hat beschlossen, Richter, Geschworene und Henker in Personalunion zu sein.
Und doch feiert das Weiße Haus die Operation wie einen militärischen Triumph. Vizepräsident JD Vance nannte den Angriff „die höchste und beste Verwendung unseres Militärs“. Eine Formulierung, die selbst innerhalb der Republikanischen Partei wie ein Donnerschlag wirkte. Rand Paul, der libertäre Senator aus Kentucky, schoss zurück: „JD ‘Mir scheißegal’ Vance“ nannte er den Vizepräsidenten – eine Spitze, die nicht nur Vance, sondern auch Präsident Trump selbst trifft. Auf X schrieb Paul: „Was für eine verachtenswerte und gedankenlose Haltung, das Töten von Menschen ohne Gerichtsverfahren zu glorifizieren.“ Er fragte bissig, ob Vance je Wer die Nachtigall stört gelesen habe – und ob er sich je gefragt habe, was geschehen würde, wenn Angeklagte sofort ohne Verfahren hingerichtet würden. Vance zeigte sich unbeeindruckt und erklärte: „Ich scheiß drauf, wie ihr es nennt.“ Für ihn sei es „die höchste und beste Verwendung unseres Militärs“, Kartellmitglieder zu töten, „die unsere Mitbürger vergiften“. Kritiker warfen ihm daraufhin vor, sich bewusst über Recht und Verfahren hinwegzusetzen. Der Angriff selbst wurde von der US Navy in internationalen Gewässern durchgeführt und forderte elf Tote – offiziell mutmaßliche Mitglieder des venezolanischen Kartells Tren de Agua. Präsident Trump rahmte die Aktion als Teil einer größeren Kampagne gegen lateinamerikanische Drogenkartelle und setzte sogar ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf Nicolás Maduro aus, den er der Beteiligung an Narco-Terrorismus beschuldigt.

Damit ist ein neuer innerparteilicher Konflikt entfacht, den viele schon länger kommen sahen: der Bürgerkrieg innerhalb der MAGA-Bewegung. Repräsentant Thomas Massie und Marjorie Taylor Greene fordern zwar nicht direkt die Beendigung der Angriffe, aber sie verlangen Transparenz – nicht nur über Venezuela, sondern auch über andere heikle Themen wie die jüngsten Enthüllungen im Epstein-Fall. Die Partei, die Trump groß gemacht hat, wirkt plötzlich gespalten: Hier die Hardliner um Marco Rubio, die den Kurs verteidigen und von einer legitimen „Kriegsstrategie“ sprechen – dort jene, die nicht länger bereit sind, blanke Gewalt ohne parlamentarische Kontrolle abzunicken.

Parallel tobt ein zweiter Konflikt in den Medien. Laura Loomer, selbst ernannte „effektivste unabhängige Journalistin auf dem Planeten“, wettert auf X gegen die New York Times, die sie angeblich als „Lobbyistin“ diskreditiere. Sie sieht sich als Opfer einer koordinierten Kampagne, weil sie zu viele „massive Scalps“ gesammelt habe. Was sie nicht anspricht: Auch sie befeuert das Klima, in dem Gewalt als legitimes Mittel der Politik wahrgenommen wird – solange sie dem eigenen Lager nutzt.

Die eigentliche Tragödie spielt sich jedoch fernab der Schlagzeilen ab, in den Familien der Toten. Die Regierung hat bislang keine Beweise vorgelegt, dass es sich tatsächlich um Kartellmitglieder handelte. Kein Gerichtsverfahren, keine öffentliche Anhörung, keine internationale Abstimmung. Aus allen Richtungen wird derzeit intensiv recherchiert. Wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.
Dieser Angriff könnte ein Wendepunkt sein. Er zeigt nicht nur, wie sehr Trump und seine Regierung bereit sind, die Grenzen des Rechts zu dehnen – er zeigt auch, dass selbst in der republikanischen Partei die Angst wächst, der Präsident könnte das Land in einen Konflikt manövrieren, aus dem es keinen Ausweg gibt. Der Riss in der Partei ist mehr als ein Streit um Taktik. Er ist ein Kampf um die Seele einer Bewegung, die sich entscheiden muss, ob sie Recht und Institutionen noch gelten lässt – oder nur noch den Befehl eines Mannes. Amerika steht am Rand eines Abgrunds, den es selbst gegraben hat. Und dieser Abgrund trägt einen Namen: Venezuela.
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Die schmutzige Politik mit all ihren Facetten und Kollateralschäden, die man nur zu Kriegszeiten kennt oder aus totalitären Diktaturen zeigt ihre grösser werdende Fratze. Ich wünsche mir, dass wir wieder alle zu Blumenkinder werden und das über den ganzen Planeten, wie einst gegen den Vietnamkrieg. Make love not War. Imagine von John Lennon läuft in Dauerschleife
…also besser und schöner kann man das nicht ausdrücken
Ob es reicht um Trump samt der Hintermänner zu stürzen?
Da wird mal fix im Land das Militär und Nationalgarde eingesetzt.
Illegale Migranten eine die Partei und lenkt von all dem Anderen ab … Epstein, das Versagen im Ukraine Krieg, die Russlandfreundlichkeit, das rumeiern um China, das Bewundern von Trump und jetzt das unmenschliche Versenken eines Bootes mit 11 Menschen.
Es wird sich zeigen, ob sich bei einigen Republikanern echtes Gewissen regt, oder ob es wieder nur für eigene politische Manöver genutzt wird.
Schlimm finde ich, dass Alle Staaten dazu Schweigen.
Nicht ein bisschen Kritik.
..die recherchen müssen jetzt abgeschlossen werden, es ist unglaublich schwer grade alle hintergründe der personen zu bekommen, was eigentlich schon gegen trumps behauptung spricht, juristisch aber nicht ausreicht. wir haben das voll auf dem schirm und dank trump beste kontakte nach mittel- und südamerika