Es beginnt mit zehn Sätzen, eingemeißelt in Stein, die Jahrtausende überdauert haben. In Texas sollen sie nun wieder als moralischer Kompass dienen – nicht in Kirchen, sondern in Klassenzimmern. Generalstaatsanwalt Ken Paxton ordnet an, dass die Zehn Gebote ab dem 1. September in allen Schulen hängen müssen, die nicht gerade von Klagen geschützt sind. Es ist der Triumph einer Bewegung, die sich als Bewahrerin von Werten inszeniert und in Wahrheit das Fundament einer liberalen Demokratie untergräbt. Die Heuchelei springt einem ins Gesicht. Dieselben Politiker, die Korruption verharmlosen, Waffenfetische bedienen und Migrantenkinder in Lager sperren, wollen plötzlich Hüter des moralischen Erbes sein. Dieselben Hände, die Gesetze beugen und Richter einschüchtern, erheben nun die Tafeln Moses’ als Banner angeblicher Tugend. Man muss es deutlich sagen: Hier geht es nicht um Moral, sondern um Macht. Nicht um Glauben, sondern um Kontrolle. Amerika erlebt eine religiöse Rückkehr, die mehr mit Zwang als mit Inspiration zu tun hat. Was als „christliches Erbe“ verkauft wird, ist nichts anderes als eine neue Form der Staatsreligion. Die Bibel wird zur politischen Waffe, das Klassenzimmer zum Altar, der Schüler zur Zielscheibe ideologischer Indoktrination. Hinter dem Pathos von „Tradition“ und „Werten“ steckt die schlichte Strategie: eine Nation unter Gott – aber nur unter dem Gott der Rechten.

Was in Texas geschieht, erinnert weniger an eine moderne Demokratie als an die Mechanismen fundamentalistischer Regime. Wenn ein Generalstaatsanwalt Schulen vorschreibt, religiöse Gebote an die Wände zu hängen, unterscheidet sich das in seiner Logik kaum von den Taliban, die Koranverse in Klassenzimmern erzwingen. Der Staat macht sich zum Vollstrecker einer Glaubensdoktrin, die Vielfalt verdrängt und Abweichung stigmatisiert. Es ist die schleichende Transformation einer offenen Gesellschaft in einen Gottesstaat, in dem nicht mehr das Recht, sondern der Glaube das letzte Wort haben soll. Dass dies in einem Land geschieht, dessen Verfassung die Trennung von Kirche und Staat als Schutzwall errichtet hat, ist mehr als eine Ironie, es ist eine Bankrotterklärung.

Ein Staat, der die Vielfalt seiner Bürger predigt und zugleich ein einziges Glaubenssystem in die Köpfe der Kinder hämmert, verrät seine eigenen Grundlagen. Es ist ein perfides Schauspiel: Während in den Gerichten Richter über die Verfassungsmäßigkeit streiten, erklären Politiker schon den Sieg. Während die Kanzeln des Südens „Religionsfreiheit“ beschwören, wird diese Freiheit gerade abgeschafft – still, aber gnadenlos. Man spürt es: Es geht nicht um Gott. Es geht um Macht, um Kulturkampf, um die letzte Bastion einer Partei, die nichts mehr zu bieten hat als das Gespenst der „woken Radikalen“. Paxton redet von „Tugenden und Werten“, die Amerika groß gemacht hätten. Gemeint ist die Unterwerfung unter eine religiös verbrämte Ordnung, in der Zweifel, Vielfalt und Kritik als Sünde gelten. Eine Ordnung, die Schüler zu Gläubigen formt, bevor sie zu Bürgern werden.
Die Absurdität ist kaum zu ertragen. Ein Land, in dem täglich Menschen an Schusswaffen sterben, hängt lieber die Gebote „Du sollst nicht töten“ ins Klassenzimmer, statt den Waffenfluss zu stoppen. Ein Land, das Kinder an der Grenze in Käfige sperrt, ruft „Du sollst Vater und Mutter ehren“. Ein Land, dessen politische Elite im eigenen Korruptionssumpf versinkt, predigt „Du sollst nicht stehlen“. Die Heuchelei schreit zum Himmel, und doch wird sie als patriotische Pflicht verkauft. Amerikas Gotteswahn hat längst die Schwelle der Lächerlichkeit überschritten und ist zur Gefahr geworden. Er ersetzt Politik durch Predigt, Argumente durch Dogmen, Demokratie durch theokratische Symbole. Wer sich dagegen wehrt, wird als Feind der Nation diffamiert. Es ist ein Kulturkampf, der kein Maß kennt, weil er sich im Absoluten verankert: Gott gegen die Menschheit, Bibel gegen Verfassung, Glaube gegen Vernunft. Wenn der 1. September kommt und in Texas die Tafeln an den Wänden hängen, wird es nicht nach Religion riechen, sondern nach Fäulnis. Es ist der Gestank einer Macht, die sich mit Moral tarnt, während sie das Fundament einer pluralistischen Gesellschaft zertrümmert. Es ist die Fratze einer Politik, die den Himmel beschwört, um die Hölle auf Erden zu schaffen.
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Hexenverbrennung, Inquisition und Gottesurteil – wenn Sadismus salonfähig wird und der „Glaube“ politisch, fallen alle Hemmungen.
…ich kauf mir demnächst knoblauch…
Wasser predigen Wein trinken.
All diese religiösen Fanatiker sind Heuchler. Ausnahmslos.
Denn genau dort finden die meisten Missbrauchsfälle, Morde etc statt.
alles im Namen des Glaubens.
Wir haben nichts aus der Geschichte gelernt.
Die Römer gegen Juden, die Kreuzritter gegen den Islam. Kirchen gegen Hexen und Ungläubige …. die Liste ist lang und ständig wiederholt sie sich.
Es geht nie um Glauben, sondern um Macht und Unterdrückung.
The Handmaids Rale wird immer mehr zur Realität.
Die Evangelikalen haben mehr mit den Taliban gemein, als mit echten christlichen Hrundwerten.
Wer die 10 Gebote aufhängt, sollte sie zuerst befolgen und nicht nur heucheln.
Gerade MAGA brüllt doch laut, dass die öffentlichen Schulen die Kinder indoktrinieren.
Das ist nichts anderes.
Kirche und Staat müssen getrennt bleiben.
Religion ist Privatsphäre und muss es auch bleiben.
Schlimm, dass sich scheinbar kaum einer dagegen wert. Sind die alle schon so gehirnwascht? Leben da nur noch Evangelikale?
Trauen sich anders Gläubige nicht etwas zu sagen?
Trump tönt doch immer so mit „er ist gegen Antisemitismus“ …. tja, die 10 Gebote finden sich nicht im jüdischen Glauben.
Ich sagen ja, alles Heuchler
total, dachschaden das es kracht
Krank, krank und nochmals krank
…und leider auch ansteckend