Nebraska – Es ist das stille Ende eines Landes, das sich einst als Kornkammer der Welt verstand. Während in Washington über Haushaltszahlen gestritten wird, versinken die Felder des Mittleren Westens in Schulden und Verzweiflung. In Arkansas drohen über dreißig Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe zu verschwinden, in Iowa verkaufen Familien ihre Maschinen, weil die Subventionen gestrichen wurden, die sie einst über Wasser hielten.

Diese Krise ist kein Naturereignis, sondern politische Absicht. Trumps Zölle auf chinesische Importe haben Exportmärkte zerstört, während Hilfsprogramme gestrichen wurden, die unter der vorherigen Regierung den Absturz noch bremsten. Es ist das klassische Muster des politischen Zynismus: Wer ihn wählte, zahlt jetzt den Preis. In Nebraska hat die Farm Bureau einen Bericht veröffentlicht, der die Lage ungeschminkt beschreibt. Die durchschnittlichen Zinsen für Agrarkredite liegen bei 7,29 Prozent – der höchste Wert seit einem Jahrzehnt. Die Kosten für Maisfinanzierungen betragen über acht Dollar pro Acre, für Soja rund viereinhalb. Die Landpreise sind seit dem Vorjahr um vierzehn Prozent gestiegen, die Pachtpreise in den Bewässerungszonen explodieren. Cedar County verlangt inzwischen dreihundertfünfundfünfzig Dollar pro Acre, doppelt so viel wie der westliche Teil des Bundesstaats.
„Das sind keine Zahlen, das sind Schicksale“, sagt Mark McHargue, Präsident der Nebraska Farm Bureau. „Wenn Familienbetriebe fallen, verlieren ganze Gemeinden ihre Grundlage.“ Nebraska entfernt sich zunehmend aus Trumps Umlaufbahn.

Bei einem Treffen der Nebraska Farm Bureau reichte Präsident Mark McHargue (dritter von rechts) dem irakischen Botschafter H.E. Nazar Al Khirullah (vierter von rechts) die Hand – ein symbolträchtiger Moment inmitten wachsender internationaler Kooperation. Mit am Tisch saßen führende Köpfe aus Präzisionslandwirtschaft, Agrarrohstoff- und Energiebranche – Vertreter eines Bundesstaats, der seine Zukunft offenbar nicht mehr in Washington sucht, sondern in eigener Verantwortung.
Seit 2020 haben sich die Preise für Landmaschinenersatzteile um neunundsechzig Prozent erhöht. Ein Teil, der einst sechshundert Dollar kostete, liegt heute bei fast zweitausend. Düngemittel sind zum Luxusgut geworden: Harnstoff plus achtundzwanzig Prozent, Ammoniak plus zwölf, DAP und MAP plus zehn. Für Maisbauern summieren sich die Düngerkosten auf über hundertsechzig Dollar pro Acre – ein Anstieg von fünfundvierzig Prozent in nur fünf Jahren. Die Folgen sind absehbar. Immer mehr Landwirte nehmen Kredite auf, um alte Kredite zu bedienen. Banken fordern höhere Sicherheiten, ziehen sich zurück, während die Rückzahlungsraten seit 2023 eingebrochen sind. Ganze Landkreise stehen unter finanzieller Beobachtung. Wer noch nicht verkauft hat, lebt auf Pump.

Mehr als die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in den Vereinigten Staaten schreibt Verluste – ein ökonomisches Beben, das die Grundpfeiler des ländlichen Amerikas erschüttert. Die Zahl der Farmpleiten ist in den zwölf Monaten bis Juni um 56 Prozent gestiegen – ein Anstieg, der nicht nur alarmiert, sondern entlarvt: Donald Trumps vermeintliche „Rettungspolitik“ für Amerikas Farmer ist in Wahrheit ihr Untergang. Seine Strafzölle haben Exportmärkte zerstört, seine Kürzungen bei Subventionen ganze Regionen ins Minus gestürzt, und seine „America First“-Rhetorik hat das Land gespalten, während die Höfe verfallen. Was Trump den Farmern als Wiedergeburt versprach, hat sich als politisch verpackter Ruin erwiesen.
Trumps Regierung schweigt. Keine Hilfsprogramme, keine Notfallfonds, keine Gespräche. Stattdessen eine Rhetorik der Eigenverantwortung – als könne man gegen globale Märkte und politische Willkür einfach anpflügen. Die Farmer, die ihn in überwältigender Zahl gewählt haben, erleben nun, dass Patriotismus keine Rechnungen bezahlt.
In Arkansas kommen Handelskrieg, Inflation und Naturkatastrophen zusammen. Überflutete Äcker, zerstörte Infrastruktur, explodierende Dieselpreise – und ein Präsident, der behauptet, die Landwirtschaft sei „stärker als je zuvor“. Die Ironie ist kaum zu übersehen: Noch im Frühjahr sagten 70 Prozent der amerikanischen Farmer, sie glaubten, Trumps Zölle würden ihnen langfristig helfen. Viele feierten seinen „Big, Beautiful Bill“, der großzügige Subventionen verspricht – Subventionen, die jedoch erst 2026 ausgezahlt werden. Für tausende Höfe kommt das zu spät. „Wir brauchen Ad-hoc-Zahlungen sofort, um dieses Jahr zu überleben“, fordert Farmer Derek Haigwood. Es klingt wie ein Hilferuf, ist aber auch ein Eingeständnis, dass der selbst bejubelte Handelskrieg nun zur tödlichen Umarmung geworden ist.
Die Szenen in der Turnhalle schwanken zwischen Andacht und Anklage. „Lieber Gott, wir sind so nah an dir, weil wir jeden Tag mit deiner Erde arbeiten. Wir brauchen Hilfe“, fleht ein Farmer. Neun Selbstmorde innerhalb von 16 Monaten berichten Agrarhändler aus der Region, davon 8 in den letzten 14 Wochen – so groß ist die Verzweiflung. Vielleicht kommt das Geld, vielleicht auch nicht. Sie glauben Trump nicht mehr und aus der Verzweiflung wächst die Wut, auch für die Toten. Bis dahin bleibt den Farmern nur das Gebet – und die bittere Erkenntnis, dass man manchmal genau das erntet, was man gesät hat.
In Iowa sitzen Familien beim Abendessen und fragen sich, wie lange sie noch durchhalten. In Kansas stehen Maschinen zum Verkauf, die niemand mehr kaufen kann. Ökonomin Abygail Streff beschreibt es als „verflochtene Kostenfalle“. Steigende Landwerte erhöhen die Steuern, hohe Zinsen verteuern die Finanzierung, teure Energie und Dünger fressen die letzten Margen. Der Bruttowert der Produktion fällt, die Gesamtkosten steigen weiter. 2024 lag der Ertrag bei fünfhundertfünfunddreißig Dollar pro Acre für Soja, die Kosten bei über sechshundert. Jedes Feld bringt Verlust. Die ländlichen Gemeinden zahlen den Preis. Wenn Farmer aufgeben, schließen Werkstätten, Tankstellen, Schulen. Das Sterben der Farmen zieht das Land mit in die Tiefe. Der Mythos des unabhängigen Farmers wird zur Erinnerung an eine Zeit, in der Arbeit noch zählte und Politik noch etwas bedeutete.
„Wir brauchen Handel, nicht Heldenreden“, sagt McHargue. Er fordert den Ausbau von Exportmärkten, die Wiederzulassung von E15-Kraftstoff, mehr Unterstützung für Viehhalter. Doch aus Washington kommt nichts. Trumps Wirtschaftsberater sprechen von „Selbstheilungskräften des Marktes“, während in Nebraska ganze Generationen ihre Existenz verlieren. Amerikas Familienbetriebe stehen vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch: Die Kosten für Saatgut, Dünger und Energie sind um 30 Prozent gestiegen, während die Erzeugerpreise für Mais, Soja und Weizen dramatisch gefallen sind. Inzwischen ist die Zahl der Farmpleiten um mehr als 50 Prozent gestiegen.
Was nüchtern nach Marktmechanismen klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis politischer Entscheidungen. Seit Trumps Rückkehr ins Amt wurden nicht nur die Subventionen gestrichen, die unter Präsident Biden als Sicherheitsnetz für Landwirte dienten, sondern auch zentrale Exportabkommen zerschlagen. Seine neuen Strafzölle trafen genau jene Regionen, die ihm 2024 noch zugejubelt hatten: das ländliche Herz Amerikas.

In Tennessee kämpfen Farmer wie Jeffrey Daniels und Franklin Carmack mit Verlusten von zusammen fast 800 000 Dollar allein in diesem Jahr. In Iowa und Arkansas haben viele bereits Insolvenz angemeldet, weil die Auslandsmärkte für Sojabohnen eingebrochen und die staatlichen Hilfsprogramme gestrichen wurden. Die Prognosen sind verheerend: Ein Drittel der Landwirte in Arkansas dürfte bis kommendes Jahr bankrottgehen, wenn keine Notkredite gewährt werden.
Was Trump als „America First“-Strategie verkauft, bedeutet für die ländliche Bevölkerung: höhere Kreditzinsen, teurere Maschinen, steigende Pacht und ein ruinierter Exportmarkt. Familienbetriebe, die über Generationen bestanden haben, geraten nun in eine Schuldenfalle, die sie allein nicht mehr verlassen können. So spaltet die Politik, die angeblich das „wahre Amerika“ schützen soll, genau jene, die es tragen. Während Agrarbanken in Nebraska, Kansas und Iowa von wachsenden Zahlungsausfällen berichten, stehen ganze Landkreise kurz davor, ihre ökonomische Basis zu verlieren. Der amerikanische Traum vom eigenen Land – unter Trump wird er zu einem Alptraum aus Zöllen, Zinsen und Zwangsversteigerungen.
Was auf den Feldern von Iowa, Arkansas und Nebraska geschieht, ist nicht bloß eine Wirtschaftskrise. Es ist ein moralisches Versagen. Ein Land, das seine Ernährer im Stich lässt, verliert mehr als Ernten – es verliert sich selbst. Die Farmer, die glaubten, Amerika groß zu machen, erleben nun, wie es sie klein macht, bis in den Tod …
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😢
leider, leider, leider
Und er ist noch nicht ein Jahr im Amt ! Die USA schaffen sich ab, selbst verschuldet.
es ist einfach unglaublich war er abzieht und ein grosser kampf ihn zu stoppen, aber wir sind alle motiviert 🙂