Der Präsident, der Druck macht – Trumps geheimer Wutausbruch gegen Selenskyj und die Demütigung einer Pressekonferenz

VonRainer Hofmann

Oktober 20, 2025

Hinter den Türen des Weißen Hauses, fernab der Kameras und der kalkulierten Gesten, soll sich am Freitag eine Szene abgespielt haben, die selbst langjährige Beobachter der amerikanischen Außenpolitik sprachlos machte. Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, soll den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj in einer vertraulichen Sitzung angeschrien, beleidigt und ihm ein Ultimatum gestellt haben: Entweder er akzeptiere die Bedingungen Wladimir Putins – oder Russland werde die Ukraine „zerstören“.

Gute Miene zum sehr bösen Spiel

Mehrere Quellen bestätigten, das Treffen sei in ein lautstarkes Wortgefecht ausgeartet, ein „shouting match“ mit „ständigen Beschimpfungen“. Trump habe darauf bestanden, Selenskyj müsse die gesamte Donbass-Region an Moskau abtreten, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Das Gespräch, das eigentlich Selenskyjs Bitte um die Lieferung amerikanischer Tomahawk-Marschflugkörper galt, endete ohne Ergebnis – und mit einem Präsidenten, der einmal mehr zeigte, dass er sich näher an Putin als an der westlichen Allianz sieht. Zeugen beschreiben eine Atmosphäre wie bei einem früheren Treffen im Februar, als Selenskyj im Oval Office von Trumps Vizepräsident J.D. Vance gemaßregelt worden war, weil er sich angeblich nicht „dankbar genug“ für amerikanische Hilfe gezeigt hatte. Damals wurde der ukrainische Präsident kritisiert, weil er ohne Krawatte erschienen war – eine symbolische Nebensächlichkeit, die in Trumps Washington als persönliche Beleidigung gilt. Er wurde daraufhin nahezu aus dem Weißen Haus gedrängt. Nun wiederholte sich das Muster, nur lauter, härter, demütigender.

Präsident Selenskyj: Ich verstehe nicht, warum der Führer des größten Landes der Erde noch ein paar Kilometer mehr braucht. Dieser Krieg geht nicht um Land, sondern um unsere Unabhängigkeit.

Trump habe während des Gesprächs viele von Putins Argumenten „wortwörtlich“ wiederholt, berichten europäische Diplomaten. Er habe Selenskyj gesagt, der Krieg sei längst verloren, und: „Wenn Putin es will, wird er dich vernichten.“ Diese Worte, zitiert von mehreren Quellen, wirken wie eine Vorwegnahme jener Haltung, die Trump schon als Kandidat kultivierte: Sympathie für Stärke, Verachtung für Widerstand. In diesem Fall aber bedeutet sie eine moralische Kapitulation. Und während Trump sich auch von der finanziellen Verantwortung verabschiedet, kämpfen die Europäer mit ihren eigenen Haushalten. Nur Deutschland hat noch fiskalischen Spielraum; Frankreich ringt um ein Budget, Italien um politische Stabilität. Die EU-Kommission in Brüssel prüft inzwischen, ob sie die eingefrorenen russischen Vermögenswerte – 220 Milliarden Euro – als Sicherheit für einen zinslosen Kredit an Kiew nutzen kann. Kanzler Friedrich Merz schlug vor, 140 Milliarden Euro davon für Verteidigung zu reservieren. Belgien, das den Großteil der Gelder hält, zögert aus Angst vor Klagen. Die Europäische Zentralbank warnt vor Schaden für den Euro. Doch ohne amerikanische Mittel droht der Ukraine im kommenden Jahr eine Finanzierungslücke von 120 Milliarden Dollar – mehr, als die meisten europäischen Armeen jährlich ausgeben.

Auch in Europa wurde weitgehend totgeschwiegen, unter welchen Umständen Selenskyj seine Pressekonferenz abhalten musste – faktisch im Hinterhof des Weißen Hauses, fern der Kameras, fast schon zwischen Laderampen und Sicherheitsfahrzeugen. Es war ein symbolisches Bild für die neue Wirklichkeit: ein Präsident, der um Gehör bittet, während die Welt vor Trump kuscht.

Für Selenskyj war das Treffen ein politischer Rückschlag. Er kam nach Washington, um ein Zeichen der Unterstützung zu gewinnen, wenigstens symbolisch – stattdessen erhielt er eine Drohung. Laut einem europäischen Regierungsvertreter sei Selenskyj nach dem Treffen „sehr negativ gestimmt“ gewesen. Europäische Hauptstädte reagierten mit nüchterner Sorge. „Niemand ist optimistisch“, sagte ein Diplomat, „aber alle wissen, dass man sich auf den Ernstfall vorbereiten muss.“ Offiziell dementierte Trump später auf dem Rückflug nach Florida die Darstellung. „Wir haben nie über die Übergabe des Donbass gesprochen“, sagte er gegenüber Journalisten an Bord der Air Force One. Doch der Satz klang so routiniert, so mechanisch, dass selbst in Washington kaum jemand daran glaubt. Zu oft hat Trump zuvor öffentlich angedeutet, die Ukraine solle „aufhören zu kämpfen“ und „einen Deal machen“.

Die Umstände, wie Selenskyj seine Pressekonferenz abhalten musste, sind beschämend.

Die Szene im Weißen Haus wirft ein grelles Licht auf das, was aus der amerikanischen Ukrainepolitik geworden ist: ein Spiel zwischen Erpressung, Desinteresse und persönlicher Eitelkeit. Während Europa um neue Finanzierungsmodelle ringt und Russland seine Armee wieder aufrüstet, reduziert Trump den Krieg auf eine Bühne, auf der er allein Regie führt. Diplomatie ist ihm längst nur noch Kulisse. In Kiew versucht man derweil, Haltung zu bewahren. Offizielle Stellungnahmen bleiben vorsichtig, doch aus dem Umfeld des Präsidenten heißt es, Selenskyj habe das Gespräch als „demütigend“ empfunden. Er soll darauf bestanden haben, dass keine ukrainische Regierung jemals Gebiete abtreten werde, die Moskau militärisch erobert hat. „Wir verteidigen nicht nur Land“, soll er gesagt haben, „wir verteidigen die Idee, dass Freiheit kein Tauschobjekt ist.“

Diese Idee, die Europa seit 1945 trägt, scheint im Oval Office keine Rolle mehr zu spielen. Für Trump zählt das, was sofort Gewinn bringt – keine Prinzipien, keine Geschichte, keine Solidarität. Er verhandelt mit der Logik eines Geschäftsmanns, der glaubt, man könne Frieden wie eine Übernahme abwickeln: Man gibt nach, man spart Kosten, man verkündet Erfolg. Doch hinter der Fassade lauert Zynismus. Wenn der amerikanische Präsident den ukrainischen auffordert, seine Heimat preiszugeben, dann verrät er nicht nur Kiew, sondern auch das Versprechen des Westens, dass Grenzen und Gewalt niemals wieder Recht setzen dürfen.

So steht das Treffen vom Freitag als Sinnbild für eine Zeitenwende: ein Präsident, der Druck ausübt, statt Unterstützung zu geben, und ein europäischer Kontinent, der begreift, dass Amerikas Schutzschirm nicht länger selbstverständlich ist. Der Krieg in der Ukraine, einst ein Prüfstein für die Einheit des Westens, wird unter Trump zu einem Spiegel seiner Spaltung. Was in jenen Minuten im Weißen Haus geschah, war mehr als ein Streit zweier Präsidenten. Und Europa? Europa, das sich einst in Regeln und Institutionen eingerichtet hatte, steht nun vor der Frage, ob es noch die Kraft besitzt, sich selbst zu schützen. Und während in Washington die Gespräche zwischen Trump und Putin vorbereitet werden, sollte man auch nicht vergessen, was auf dem Spiel steht: nicht nur die Ukraine, sondern die Glaubwürdigkeit einer ganzen Zivilisation, die geglaubt hat, das Recht würde immer stärker bleiben als die Gewalt.

Es war ein Moment, in dem sich Geschichte verschob – leise, aber unumkehrbar.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
3 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Esther
Esther
4 Stunden zuvor

Wer schreit ist schwach, damit meine ich Trump…
So ein übles Spiel hat der Amerikaner mit Zelenskji versucht zu spielen. Jedoch Zelenskji hat die innere Kraft seiner Persönlichkeit, diesem „Spiel“ zu widerstehen…..Ich habe grossen Respekt vor Zelenskji und den Ukrainern…. Hut ab!

Helga M.
Helga M.
1 Stunde zuvor

Warum treten immer noch die jeweiligen Regierungschefs bei Trump an? Der Mensch ist doch unberechenbar, ein gegebenes Wort zählt bei ihm nichts. Die Orange zerstört alles was Wert und Würde hat. Pfui Teufel, er ist einer.😢😡

Laura Kirchner
Laura Kirchner
1 Stunde zuvor

Ich verstehe immer weniger wieso die Regierenden der europäischen Länder Trump und seine cronies weiterhin hofiert und absurderweise hofft, dass die USA doch noch irgendwie, wenn man Trump nur genügen bei Laune hält, Europa im Ernstfall zu Hilfe eilen würde…das wird nicht passieren und der Fall Putin sollte europäische Politiker doch eigentlich gelehrt haben, dass sie zuhören sollten, was ein Despot sagt und dem Glauben schenken…und nicht dem, was man selbst glauben möchte…
Ich befürchte, dass Trump und Putin ihre Einflusssphären schon aufgeteilt haben…Trump bekommt Grönland und Putin, den Teil Europas, den er haben will…und dann ist da natürlich noch China…es kommen wirklich ganz bittere Zeiten auf uns zu…

3
0
Would love your thoughts, please comment.x