Der Lügner mit der roten Mütze – Trumps Energiewelt: Versprochenes Öl, gelieferte Krisen – ein Politikstil, den die AfD kopiert

VonRainer Hofmann

November 26, 2025

Donald Trump hat ein Jahr lang so getan, als könne er das Land mit einem Schalter umstellen: mehr Öl, mehr Gas, mehr Bohrungen, weniger Regeln, weniger Umweltstandards. Die große Renaissance der fossilen Welt. Nur ist von diesem Versprechen kaum etwas übrig. Was er stattdessen geschaffen hat, ist ein politischer Kraftakt, der teuer ist, chaotisch und für normale Haushalte keinerlei Vorteil bringt. Der Ölpreis ist gefallen, aber nicht wegen Trump. Die Unternehmen produzieren etwas mehr als vorher, aber das verdanken sie ihren eigenen technischen Verbesserungen, nicht der Regierung. Und trotz aller Sprüche von „flüssigem Gold“ ist die Branche weder im Aufschwung noch am Feiern. Sie kämpft mit Trumps eigenen Zöllen, die Stahl, Aluminium und jedes neue Bohrloch teurer machen. Man kann nicht „bohren, bohren, bohren“ und gleichzeitig die Materialpreise hochtreiben – das ist Wirtschaftspolitik von politischer Hilflosigkeit, nicht nach Verstand.

Für die Bevölkerung sieht es genauso ernüchternd aus. Die Benzinpreise sind praktisch auf demselben Niveau wie vor einem Jahr. Die Rechnung, die Trump versprochen hat – halb so teuer tanken – war politisches Showbusiness, nicht mehr. Und die Strompreise steigen bereits zweistellig, weil Trump Kohlemeiler am Netz hält, die eigentlich abgeschaltet gehören, und gleichzeitig Wind- und Solarprojekte kassiert, die billigeren Strom liefern würden.

Lügen lassen sich in alle Richtungen streuen – wie Donald Trump es am 12. November 2024 demonstrierte, als er versprach, Amerika werde die niedrigsten Energiekosten aller Industriestaaten haben.

Jobs? Über 158.000 verlorene Stellen in erneuerbaren Energien, vielen davon in Regionen, die ohnehin alles mitnehmen, was kommt. Was stattdessen wächst, sind Steuervorteile für Öl- und Gasriesen: Milliarden, die jetzt in Vorstandsetagen ankommen, weil Trump ein Gesetz durchgedrückt hat, das als „Anreizprogramm“ verkauft wird, aber im Kern nichts anderes ist als ein Geschenk an die fossile Lobby. Firmen wie Devon, Occidental oder Cheniere zählen schon jetzt Millionenersparnisse auf – und ausgerechnet deren Führungskräfte haben brav an Trumps Wahlkomitee gespendet. Ein Kreislauf, der sich selbst erklärt.

„Die niedrigsten Steuern, die niedrigsten Energiekosten, die geringsten Auflagen“ – so beschreibt Präsident Trump sein Angebot an „jedes große Unternehmen und jeden Hersteller auf der Welt“, verbunden mit nur einer einzigen Bedingung. (September 2024) – Die gleiche realitätsferne Märchenwelt, die die AfD zur Grundlage ihrer Politik erklärt.

Der Klimaschaden ist dagegen kaum in Zahlen zu fassen. Zwischen 22 und 32 Milliarden Tonnen zusätzliche Emissionen in den nächsten Jahrzehnten – viermal so viel wie die USA in einem Jahr ausstoßen. Hunderttausende vorzeitige Todesfälle, Milliardenkosten im Gesundheitswesen, höhere Energiekosten für alle. Trump nennt das „Energieherrschaft“. Die Zahlen stammen aus einer Modellrechnung des Environmental Defense Fund, einer der wichtigsten Umwelt- und Gesundheitsorganisationen der USA. Der EDF erstellt regelmäßig umfassende Gesundheits- und Emissionsanalysen für politische Entscheidungsträger, und in dieser aktuellen Auswertung rechnen die Experten vor, welche Folgen der fossile Kurs der Trump-Regierung langfristig haben wird: bis zu 340.000 zusätzliche vorzeitige Todesfälle, rund 490.000 weitere Krankenhaus- und Notaufnahmen und wirtschaftliche Schäden von bis zu 6,7 Billionen Dollar in den kommenden Jahrzehnten. Diese Größenordnungen entsprechen genau den Szenarien, die der EDF seit Jahren in seinen großen Gesundheits- und Klimaberichten nutzt.

In Wahrheit ist das eine Rechnung, die das ganze Land jahrzehntelang zahlen muss. Während in Belém beim UN-Klimatreffen diskutiert wurde, wie man die Welt stabilisiert, traf sich Trump lieber mit dem saudischen Kronprinzen – einem Mann, der genauso wenig Interesse an globalen Klimazielen hat wie er selbst. Die Ironie: Saudi-Arabien versucht inzwischen, die eigene Wirtschaft vom Öl zu lösen. Trump tut so, als sei es das Material der Zukunft.

Wer sich anschaut, was Trump in den USA angerichtet hat, sieht ein Muster, das in Deutschland längst wiederholt wird – und zwar von genau jenen Parteien, die behaupten, sie stünden „auf der Seite der kleinen Leute“. In Wahrheit kopieren sie ein Programm, das schon anderswo Strom teurer gemacht hat, Jobs vernichtet hat und Menschen gesundheitlich belastet. Rechte Politik heißt immer: Bremsen statt Zukunft, Abhängigkeit statt Sicherheit, Sprüche statt Lösungen. Und doch, oftmals ist es schon erstaunlich, wie bereitwillig diese Parteien von ihrer eigenen Wählerschaft in allen Hinsicht unterstützt werden – selbst dann, wenn die Folgen ihnen direkt ins eigene Leben schneiden, solange die Kriegskasse gut gefüllt ist. Das zeigt auch die neuste Umfrage in Deutschland vom 25. November 2025:

In Deutschland verkauft die AfD das als „Rettung des Landes“. Dabei würde ihr Katalog exakt das Gegenteil auslösen. Wenn man fossile Energie künstlich billig hält, zahlen am Ende die Bürger die Rechnung – mit höheren Preisen, weil man jede moderne Technik blockiert, und mit schlechterer Luft, weil man alte Kraftwerke am Leben hält. Wenn man Klimaschutz als Ideologie abtut, dann steigen nicht nur die Schadstoffe, sondern auch die Arztbesuche. Das ist nicht Theorie, das passiert in den USA gerade in Echtzeit. Und wenn man gleichzeitig Zukunftsbranchen wie Wind, Solar, Batterien oder Elektromobilität bekämpft, dann verschwinden diese Industrien dahin, wo sie gewollt sind – nach China, nach Indien, in die USA. Das Tempo ist brutal, und Deutschland hängt heute schon hinterher.

Deshalb muss man die Frage stellen, die viele lieber überspringen: Was bringt jemanden dazu, freiwillig eine Partei zu wählen, deren Politik das eigene Leben teurer, unsicherer und schwieriger macht? Was ist der Anreiz, die eigene Zukunft einzutauschen gegen ein Programm, das seit Jahren überall dort scheitert, wo es ausprobiert wurde? Man wählt nicht „gegen das System“. Man wählt gegen seine eigene Wohnung, gegen seinen eigenen Arbeitsplatz, gegen die eigene Gesundheit, gegen seine Familie. Die AfD redet von „Befreiung“. In Wirklichkeit liefert sie ein Paket, das Wohlstand frisst und Chancen zerstört. Es ist dieselbe Mischung wie bei Trump: großspurig, laut, wütend – und am Ende zahlen genau die Menschen, die sich davon Hilfe erhoffen. Das Ergebnis ist keine neue Freiheit, sondern ein Land, das sich selbst klein macht.

Unterm Strich bleibt ein Jahr Trump-Politik, das nicht stärkt, sondern schockt. Die Industrie ist verwirrt, der Markt wankt, Familien zahlen mehr, Natur und Klima kommen unter die Räder, während die Regierung behauptet, das Gegenteil sei der Fall. Trump wollte Amerika zum Energieimperium machen. Herausgekommen ist eine teure Lüge, die sich für die Bevölkerung nicht im Geringsten lohnt und zerstört.

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