Anhörung entwickelt sich zur Comedy-Show – Richterin wundert sich über Bart-Angriff und Regierungstaktik

VonRainer Hofmann

Oktober 9, 2025

Was als ernste juristische Auseinandersetzung begann, verwandelte sich das grade im Gerichtssaal von Chicago in eine Farce, die eher an eine politische Slapstick-Show erinnerte als an eine Anhörung zur Rechtmäßigkeit eines Militäreinsatzes. Während draußen Demonstranten gegen den Einsatz der Nationalgarde protestierten, lieferte sich drinnen Richterin April Perry ein bemerkenswert ungleiches Duell mit einem sichtlich nervösen Anwalt des US-Justizministeriums. Eric Hamilton, Vertreter der Bundesregierung, wich ihren Fragen mit der Geschmeidigkeit eines Beamten aus, der lieber keine Schlagzeilen produziert. Immer wieder wollte Perry wissen, was genau die Nationalgardisten in Illinois eigentlich tun sollen – und wohin sie geschickt werden. Hamiltons Antwort: „Dies ist eine dynamische Situation, die sich ändern kann.“ Ein Satz, der so gar nichts sagte und doch alles verriet.

Als Perry insistierte, ob die Truppen nur rund um Bundesgebäude stationiert würden oder auch in Wohnvierteln, Schulen und Krankenhäusern, wurde Hamilton kurz präziser – was die Verwirrung nur noch vergrößerte. Die Soldaten seien „nicht nur auf den Schutz von Bundesgebäuden beschränkt“ und könnten „ICE-Agenten bei Einsätzen im Feld“ schützen. Mit anderen Worten: Die Regierung schließt nicht aus, dass Uniformierte demnächst zwischen Spielplätzen und Supermärkten patrouillieren.

„Das entspricht der Art und Weise, wie die Nationalgarde in Kalifornien eingesetzt wurde“, erklärte Hamilton. Worauf Perry trocken erwiderte, sie könne sich nicht erinnern, dass dort Krankenhäuser militärisch bewacht worden seien. Doch der bisherige Höhepunkt bisher kam, als ein Staatsanwalt beiläufig behauptete, ein Bundesagent sei bei Protesten „am Bart gerissen“ worden. Das Publikum hielt den Atem an, die Richterin hob eine Augenbraue. „Also, Sie haben ja etwas Gesichtsbehaarung“, sagte sie und deutete auf den Bart des Anwalts. „Wie passiert so etwas? War das – war das ein echter Bart?“

Gelächter im Saal. Die Szenerie kippte endgültig ins Absurde. Statt einer nüchternen juristischen Prüfung entwickelte sich die Anhörung zur unfreiwilligen Realsatire – mit einer Richterin, die trocken fragt, ob ein abgerissener Bart Beweismittel sei, und einem Regierungsanwalt, der so tut, als ginge es um Staatsgeheimnisse. Zwischen all dem Humor blieb das eigentliche Thema jedoch ernst: Die Frage, wie weit Trumps Regierung bereit ist, militärische Mittel im Innern einzusetzen. Doch an diesem Tag war davon nicht viel zu spüren. Die Anhörung, die klären sollte, ob der Präsident die Nationalgarde überhaupt nach Illinois schicken darf, endete mit Lachen, Schulterzucken – und einer offenen Frage: Wer schützt hier eigentlich wen?

Fortsetzung folgt …

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