Admiral Alvin Holsey tritt zurück – Warum der oberste US-Befehlshaber Trumps Krieg gegen Venezuela nicht mehr mittragen wollte

VonRainer Hofmann

Oktober 17, 2025

Admiral Alvin Holsey, Chef des U.S. Southern Command und oberster Militärbefehlshaber für Mittel- und Südamerika, hat seinen Posten aufgegeben – aus Gewissensgründen. Er wollte nicht länger Teil eines Krieges sein, der keiner ist. Ein Krieg, der sich als Anti-Drogen-Operation tarnt, tatsächlich aber den Sturz eines Regimes vorbereitet, mit Methoden, die an dunkle Kapitel amerikanischer Außenpolitik erinnern. Holsey, 37 Jahre im Dienst, galt als Offizier von Integrität – diszipliniert, loyal, unbestechlich. Doch was er sollte, ließ sich mit keinem Eid, keinem Gesetz und keinem Gewissen mehr vereinbaren. Seit Anfang September haben US-Spezialeinheiten unter direkter Anweisung des Weißen Hauses mindestens fünf Boote vor der venezolanischen Küste angegriffen. 27 Menschen starben. Offiziell handelte es sich um „mutmaßliche Drogenschmuggler“. In Wahrheit, so berichten Quellen aus dem Pentagon, waren viele der Getöteten unbewaffnete Fischer. Das entspricht auch unseren eigenen Recherchen und den weiterhin laufenden Überprüfungen in mindestens 18 Fällen.

Admiral Alvin Holsey, Chef des U.S. Southern Command und oberster Militärbefehlshaber für Mittel- und Südamerika, hat seinen Posten aufgegeben – aus Gewissensgründen

Holsey soll mehrfach gewarnt haben, dass die Operationen rechtlich nicht gedeckt seien. Es gebe keine Kriegserklärung, keine Autorisierung durch den Kongress, keine klare Identifizierung bewaffneter Gruppen. Doch seine Bedenken verhallten. Die Befehle kamen von ganz oben – von einem Präsidenten, der öffentlich verkündete, er habe der CIA eine verdeckte Operation gegen Venezuela genehmigt, und von einem Verteidigungsminister, der das Pentagon mittlerweile „Department of War“ nennt. Pete Hegseth, ein Trump-Loyalist, führt das Verteidigungsministerium wie eine politische Kampforganisation. In den vergangenen Monaten ließ er eine ganze Generation von Spitzenoffizieren austauschen – jene, die zu unabhängig dachten oder dem Bild des „patriotischen Kriegers“ nicht entsprachen. General Charles Q. Brown Jr., der erste schwarze Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs – entlassen. Admiral Lisa Franchetti, die erste Frau an der Spitze der Marine – entlassen. Admiral Shoshana Chatfield, die NATO-Militärvertreterin – entlassen. Generalleutnant Jeffrey A. Kruse, Chef des Militärgeheimdienstes – entlassen. Und jetzt Holsey, der es wagte, das Wort „illegal“ in den Mund zu nehmen.

Hegseth sieht das anders. Bei einer Massenversammlung von Generälen und Admirälen auf der Marinebasis Quantico verkündete er kürzlich, er wolle „die Streitkräfte von woke garbage befreien“ und den Begriff „toxische Führung“ aus dem Vokabular der Armee streichen. Es war weniger eine Rede als ein Manifest – eine ideologische Säuberung unter dem Banner von Disziplin, Gehorsam und Patriotismus. Doch Holsey passte nicht in dieses neue System. Er war zu besonnen, zu gesetzestreu, zu professionell für einen Krieg, der auf politischem Zorn statt auf militärischer Notwendigkeit basiert. Insidern zufolge weigerte er sich, Befehle auszuführen, die er als Bruch des Völkerrechts ansah – insbesondere die gezielten Tötungen mutmaßlicher Schmuggler auf hoher See. Für ihn, sagten Mitarbeiter, sei das keine „Drogenbekämpfung“, sondern „eine Hinrichtungskampagne“.

Die Regierung rechtfertigt die Angriffe als nationale Selbstverteidigung – mit dem Hinweis auf Amerikas Drogenkrise. Doch die Realität spricht dagegen: Die Überdosen, die derzeit Hunderttausende Amerikaner das Leben kosten, gehen auf Fentanyl aus Mexiko zurück, nicht auf Kokain aus Venezuela. Die angebliche Bedrohung aus dem Süden ist eine Konstruktion – politisch, symbolisch, gefährlich. Im Hintergrund wächst der Druck. Zehntausend US-Soldaten sind inzwischen in der Karibik stationiert, acht Kriegsschiffe und ein U-Boot operieren vor der venezolanischen Küste. In internen Dokumenten ist längst nicht mehr von „Drogenbekämpfung“ die Rede, sondern von „regionaler Stabilisierung“ – einem Begriff, der in Washington traditionell den Sturz missliebiger Regierungen ankündigt.

Holsey erkannte, wohin das führt: zu einem Krieg, der nicht erklärt, nicht legitimiert und nicht kontrolliert ist. Ein Krieg, der die Regeln des Rechts beugt, bis sie brechen. Er ging, weil er wusste, dass Schweigen Zustimmung bedeutet. Die offizielle Mitteilung des Pentagon klang wie Routine – Dank für 37 Jahre Dienst, ein Hinweis auf den bevorstehenden Ruhestand. Doch zwischen den Zeilen stand etwas anderes: dass einer nicht mehr mitmachen wollte. Dass ein Admiral lieber geht, als Teil eines Systems zu bleiben, das Krieg führt und Frieden behauptet.

In einer Armee, in der Gehorsam wieder mehr gilt als Moral, ist das ein Akt von seltener Klarheit. Alvin Holsey hat seinen Posten verloren – und dafür seine Integrität behalten. Und vielleicht wird man eines Tages sagen: Er war der Letzte, der noch wusste, wo die Grenze verläuft zwischen einem Befehl und einem Verbrechen.

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Frank Wolf
Frank Wolf
1 Tag zuvor

since years all is perfectly following Putin’s playbook

Pamela
Pamela
1 Tag zuvor

Unglaublich…

Ela Gatto
Ela Gatto
4 Stunden zuvor

Danke Admiral Holsey für diesen mutigen Schritt.
Danke, dass sie ihr Gewissen und Rechtstaatlichkeit über blinden Gehorsam für eine außer Kontrolle geratene Regierung gestellt haben.

Leider wird er nun gegen einen gewissenlosen Loyalisten ausgetauscht, der blind alle Befehle Trumps befolgen wird.
Aich gegen die eigenen Mitbürger.

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