Am 23. Juli 2025 haben Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte vor dem Superior Court im US-Bundesstaat Delaware Klage gegen die rechte US-Kommentatorin und Podcasterin Candace Owens eingereicht. Der Vorwurf: gezielte, wiederholte und öffentlichkeitswirksame Verleumdung in Form einer internationalen Rufmordkampagne, die auf Lügen, Verschwörungsnarrativen und gezielter Demütigung beruhe. Die Klage markiert einen seltenen Vorgang – dass ein amtierender Präsident einer westlichen Demokratie persönlich juristisch gegen eine ausländische Medienfigur vorgeht. Im Mittelpunkt der Klage steht eine Äußerung von Owens aus dem März 2024, in der sie erklärte, sie würde ihren gesamten beruflichen Ruf darauf verwetten, dass Brigitte Macron in Wirklichkeit ein Mann sei. Diese Aussage, so die Klage, war nicht nur falsch, sondern Ausdruck einer umfassenden Desinformationskampagne, mit der Owens ihre Reichweite vergrößern, Geld verdienen und eine fanatische Anhängerschaft bedienen wollte. Der Angriff auf Brigitte Macron sei dabei weder spontan noch singulär gewesen, sondern Teil einer achtteiligen Podcastreihe mit dem Titel „Becoming Brigitte“, flankiert von X-Posts und YouTube-Videos mit mehreren Millionen Aufrufen. Laut Klageschrift unterstellte Owens unter anderem, Brigitte Macron sei unter dem Namen Jean-Michel Trogneux geboren worden – dem Namen von Brigittes tatsächlichem älteren Bruder – und habe ihre Identität gestohlen. Weiter behauptete Owens, Brigitte und Emmanuel Macron seien blutsverwandt und begingen Inzest, Emmanuel Macron sei Teil eines CIA-gesteuerten Mind-Control-Programms (MKUltra), und beide Macrons betrieben Urkundenfälschung, Identitätsbetrug und Machtmissbrauch, um diese „Geheimnisse“ zu vertuschen.

Case No. N25C-07-194 CLS – Plaintiffs: Emmanuel & Brigitte Macron
Defendants: Candace Owens, Candace Owens LLC, Georgetom, Inc.
Die Macrons ließen diese Vorwürfe nicht unbeantwortet. Über ihre Anwälte der auf Verleumdungsrecht spezialisierten Kanzlei Clare Locke LLP – bekannt durch ihre Erfolge in der Klage gegen Fox News im Dominion-Fall – forderten sie Owens drei Mal schriftlich zur Rücknahme auf. Alle Bitten seien jedoch ignoriert oder gar verhöhnt worden. Statt sich zurückzuziehen, habe Owens laut Klageschrift weiter Öl ins Feuer gegossen, sie verspottet, neue Behauptungen erfunden und ihre Serie massiv beworben. In einer gemeinsamen Erklärung der Macrons heißt es: Frau Owens‘ Verleumdungskampagne war offenkundig darauf ausgelegt, uns und unsere Familien zu schikanieren, Schmerzen zuzufügen und mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wir haben ihr jede Möglichkeit gegeben, sich von diesen Behauptungen zu distanzieren – aber sie hat sich geweigert. Die Folgen seien laut Klageschrift gravierend. Die Macrons sehen sich einer weltweiten Kampagne der Erniedrigung ausgesetzt. Jedes Mal, wenn sie ihr Haus verließen, müssten sie wissen, dass Millionen Menschen diese abstoßenden Unwahrheiten gehört hätten – und viele davon glauben würden. Der Schaden sei nicht nur persönlicher, sondern auch finanzieller Natur: Es seien erhebliche Mittel aufgewendet worden, um den öffentlichen Diskurs zu korrigieren, inklusive Anwaltskosten, Medienarbeit und Sicherheitsmaßnahmen.
Candace Owens hingegen wies die Vorwürfe in einer ersten Reaktion brüsk zurück. Die Klage sei voller faktischer Ungenauigkeiten und Ausdruck einer verzweifelten PR-Strategie der Macrons. In ihrer Podcast-Sendung sprach sie von einem Angriff eines ausländischen Staatschefs auf das Recht der freien Meinungsäußerung einer amerikanischen unabhängigen Journalistin. Ihr Sprecher legte nach: In Frankreich mögen Politiker Journalisten schikanieren können – aber das hier ist Amerika. Tatsächlich liegt die Hürde für eine erfolgreiche Verleumdungsklage in den USA hoch. Öffentlich bekannte Personen müssen nicht nur beweisen, dass die Aussagen falsch waren, sondern auch, dass sie mit actual malice – also mit bewusster Lüge oder grober Fahrlässigkeit – verbreitet wurden. Die Klage ist daher nicht nur juristisch bemerkenswert, sondern auch politisch aufgeladen. Brigitte Macron ist nicht zum ersten Mal Ziel solcher Kampagnen. Bereits 2021 tauchten entsprechende Gerüchte in sozialen Netzwerken auf, wurden in rechten Podcasts aufgegriffen – darunter auch Formate von Joe Rogan und Tucker Carlson – und fanden ihren Weg bis in französische Telegram-Kanäle. In Frankreich gewann sie Ende 2023 einen Verleumdungsprozess gegen zwei Frauen, darunter eine selbsternannte Hellseherin. Das Urteil wurde im Berufungsverfahren jedoch gekippt. Brigitte Macron hat nun Frankreichs höchsten Gerichtshof angerufen. Der neue US-Prozess dürfte erheblich größere mediale Wellen schlagen – auch, weil die Macrons signalisiert haben, dass sie bereit seien, persönlich in Delaware vor Gericht zu erscheinen. Die Botschaft ist klar: Gegen eine systematische, öffentlich orchestrierte Entmenschlichung – und gegen die Vermischung von politischer Hetze mit misogynen Verschwörungstheorien – soll ein deutliches juristisches Zeichen gesetzt werden. Candace Owens hat über 6,9 Millionen Follower auf X und mehr als 4,5 Millionen YouTube-Abonnent:innen. Der Podcast „Becoming Brigitte“ wurde laut Klage bereits über 2,3 Millionen Mal angehört. Ob die Klage Erfolg haben wird, ist offen. Sicher ist jedoch: Ein Präsident und seine Frau haben den Gerichtssaal gewählt, um ihre Würde zu verteidigen – gegen eine Frau, die ihre Macht aus der Verachtung schöpft.
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Ich kann dem Präsidentenpaar nur Glück wünschen! Dieser extremistischen Hetze müssen Grenzen aufgezeigt werden.
Trump hat aktuell ein Dekret unterzeichnet, in dem er wokness, Gendergerechtigkeit und Aufklärung über Rassismus in der KI verbietet. Sinnigerweise, nachdem ihm das Verbot jedweder Regulierung der KI verwehrt wurde (!). Macron und seine Frau zeigen, wofür sie einstehen, auch wenn es mit dem derzeitigen Regime in den USA fast unvereinbar scheint: die Würde des Menschen ist unantastbar!
es ist Wahnsinn was läuft, man kommt nicht mehr nach, aber nichts wird vergessen – Liebe Grüsse
Es geht nur noch darum, wer am Besten Hetzen, Verletzungen und Diffamieren kann.
Der Mensch dahinter ist unwichtig.
Ich wünsche den Beiden viel Erfolg bei der Klage.
Auch in Frankreich
👍