Donald Trump hat gehofft, Chinas Wirtschaft mit Strafzöllen in die Knie zu zwingen. Doch die Realität, die sich in den neuen Zahlen aus Peking spiegelt, zeigt ein anderes Bild: Trotz Zöllen von bis zu 145 Prozent im Frühjahr 2025 wächst Chinas Wirtschaft weiter – langsam, aber gezielt, getragen von massiven Investitionen in Industrie, Infrastruktur und einem verschobenen Exportmodell. Laut dem chinesischen Statistikamt legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im zweiten Quartal um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Hochgerechnet entspräche das einem Jahreswachstum von 4,1 Prozent. Kein Boom – aber auch kein Absturz. Und für ein Land, das gerade wirtschaftlich von den USA frontal angegriffen wird, ist diese Zahl ein politisches Signal: Wir brechen nicht ein, wir bauen um. Was den Aufschwung trägt, ist eine klare Strategie. Die Nachfrage aus den USA bleibt durch Trumps Zölle gedämpft, auch wenn es im Juni nach einer Zollpause wieder leichte Erholung gab. Aber China hat längst begonnen, seine Exportmärkte umzuschichten. Südostasien, Afrika, Europa – das Handelsnetz ist global, und ein Teil der Exporte wird ohnehin über Drittländer wieder in die Vereinigten Staaten zurückgeschleust. Gleichzeitig investiert Peking mit Nachdruck in neue Fabriken, in den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes, in große, staatlich gestützte Projekte. Die Bautätigkeit bei Hochgeschwindigkeitsstrecken kompensiert den Einbruch im Immobiliensektor, wo die Entwicklung dramatisch ist: minus 11,2 Prozent im ersten Halbjahr.
Dass die Konsumlaune der chinesischen Bevölkerung schwächelt, ist unübersehbar. Die Einzelhandelsumsätze sanken im Juni leicht – ein Symptom der fortgesetzten Immobilienkrise, die die Mittelschicht verunsichert. Viele Chines:innen sparen, wo sie können, und auch die staatlich geförderten Subventionsprogramme – etwa für Elektroautos oder Klimaanlagen – geraten an ihre finanziellen Grenzen. Manche Städte mussten das Programm im Juni bereits abbrechen, weil das Geld fehlte. Trotzdem ergibt sich ein gemischtes Bild: Das Inland schwächelt, aber die Industrie läuft auf Hochtouren. Das veranlasste Oxford Economics sogar dazu, seine Prognose für 2025 jüngst auf 4,7 Prozent nach oben zu korrigieren. Der Export treibt die Produktion weiter an – selbst wenn die Überkapazitäten in vielen Bereichen zu Preisverfall und Margendruck führen. So spricht vieles für eine zunehmende Abhängigkeit von der globalen Nachfrage – ein Rückgriff auf ein altes Wachstumsmodell, das China eigentlich hinter sich lassen wollte. Doch dieser Spagat hat seinen Preis: Die Deflation ist allgegenwärtig. Wohnungen, Autos, Konsumgüter – alles wird billiger. Was für Verbraucher gut klingt, belastet Unternehmen, drückt Gewinne und lässt Löhne stagnieren. Und während die Regierung versucht gegenzusteuern – mit niedrigen Zinsen, mit Investitionsanreizen, mit vorsichtiger Ausweitung der Konsumstützen –, bleibt die strukturelle Schwäche im Inland bestehen.
Bezeichnend ist, dass die Staatsführung weiterhin am Ziel eines Wachstums von „rund 5 Prozent“ festhält – ein politischer Anspruch, der an die alte Rhetorik von Stabilität und Aufstieg erinnert. Doch viele Ökonom:innen zweifeln an der realen Aussagekraft der Wachstumszahlen. Denn sie spiegeln nicht den Vertrauensverlust, den die Bevölkerung gegenüber dem Immobilienmarkt erlitten hat – und nicht die soziale Spannung, die eine Bevölkerung trifft, deren Renten mancherorts bei umgerechnet 20 Dollar im Monat liegen. Was bleibt, ist eine paradoxe Lage: China wächst, aber es wächst asymmetrisch. Die Produktionsseite ist stark, der Konsum schwach. Der Export floriert, der Binnenmarkt lahmt. Und das Land stemmt sich mit aller Macht gegen eine Entwicklung, die das gesamte Modell infrage stellen könnte – eine auf Schulden, Industrie und staatlicher Steuerung beruhende Ordnung, die nun gegen eine globalisierte, digitalisierte, instabile Zukunft prallt. Dass China ausgerechnet unter Trumps zweiter Präsidentschaft wieder zum taktischen Pragmatismus greift – ausweicht, umleitet, umbaut –, ist nicht nur ökonomisch bemerkenswert. Es ist ein geopolitisches Lehrstück über Widerstand ohne Konfrontation. Trump liefert Zölle, China liefert Gegenmodelle.

ob das Trumpeltier das versteht???
China ist eine wirtschaftliche Größe.
Zu glauben, dass China ob der Strafzölle einknickt, war eine typische Trumpsche Logik.
Aber Zölle sind ein Befreiungsschlag und „make America great again“ (Ironi)