In Russland tobt erneut eine groteske Hexenjagd – diesmal gegen Verlage, die es wagten, Realität in einer Form zu zeigen, die das Putin-Regime nicht dulden kann. Was derzeit in Moskau passiert, erinnert erschreckend an jene absurde Welt, die unter Donald Trump in den USA immer wieder droht. In dieser düsteren Gemeinsamkeit spiegelt sich die traurige Brüderlichkeit zweier Herrscher wider, die Literatur, Freiheit und Menschenrechte gleichermaßen verachten.
Zum ersten Mal hat Russland ein Strafverfahren gegen Verlagshäuser wegen sogenanntem „LGBT-Extremismus“ eingeleitet. Getroffen hat es Eksmo, Popcorn Books und Individuum – Unternehmen, die bis vor Kurzem lediglich eines taten: Bücher veröffentlichen, die das Leben, Lieben und Leiden queerer Menschen beschreiben. Ein Präzedenzfall, der weit über die Landesgrenzen hinaus für Schauder sorgt.
Die Absurdität der Vorwürfe ist erschütternd: Mitarbeiter der Verlage werden beschuldigt, „extremistische“ Literatur vertrieben zu haben, obwohl die betroffenen Bücher lange vor dem Inkrafttreten der neuen Zensurgesetze erschienen sind. Es handelt sich dabei um harmlose Werke, Romane über erste Liebe, Freundschaft und Identitätsfindung, etwa Ein Sommer im Pioniertuch, Heartstopper und Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums. Doch in der paranoiden Welt der russischen Sicherheitsbehörden reichen diese Geschichten aus, um sie zu staatsfeindlichen Aktivitäten zu erklären.
Unter den Opfern dieser absurden Hetze sind nicht nur Führungskräfte, sondern auch ganz normale Angestellte, deren Vergehen darin bestand, Bücher einzulagern und zu vertreiben. Dmitry Protopopov, Pavel Ivanov und Artyom Vakhlyaev stehen unter Hausarrest, ihnen drohen hohe Haftstrafen – weil sie schlichtweg ihren Job machten. Eine Warnung an alle Verlage und Buchhändler: Wer sich nicht fügt, riskiert Gefängnis.
Die Verlage reagieren verständnislos und schockiert auf die Vorwürfe. „Wir haben uns stets an das Gesetz gehalten, egal wie es gerade aussah“, erklären sie, und ihre Worte könnten ebenso gut von Buchhändlern in Florida oder Texas stammen, die unter Trumps ideologisch aufgeheizter Zensur zu leiden haben. Die brutale Konsequenz der Einschüchterung zeigt sich in der Panikreaktion von Eksmo, das hastig dazu aufruft, 50 betroffene Titel zu vernichten – darunter Bestseller, die Hunderttausende Leser begeistert hatten.
Juristen wie Maksim Olenichev sehen in dem Verfahren eine bewusste Strategie, die gesamte Branche einzuschüchtern und den Vertrieb queerer Literatur in Russland auszulöschen. Die Anklage konstruiert sogar eine „internationale LGBT-Bewegung“, die es real überhaupt nicht gibt, aber die trotzdem von russischen Gerichten als extremistische Organisation verboten wurde. Eine fiktive Bedrohung, geschaffen, um reale Repressionen zu rechtfertigen.
Was in Russland geschieht, klingt allzu vertraut: Es erinnert an die Zensur- und Verbotsfantasien, die auch unter Trump immer wieder bedrohlich aufleben. Wie Putin nutzt auch Trump Hass und Paranoia, um Politik zu machen, Feinde zu erfinden und Andersdenkende mundtot zu machen.
Die beiden Männer, Trump und Putin, mögen tausende Kilometer trennen, doch ihr Geist verbindet sie: eine gemeinsame Abscheu gegenüber allem, was Freiheit, Diversität und Menschlichkeit symbolisiert. Es ist eine kranke, beklemmende Welt, in der Bücher brennen und Wahrheiten schweigen müssen, in der queere Liebe kriminalisiert wird und in der die einfache Existenz von Minderheiten schon als Verbrechen gilt.
So steht dieser russische Fall nicht nur für sich selbst, sondern für die wachsende internationale Gefahr durch Autokraten wie Putin und Trump – Brüder im Geiste, Freunde im Hass, vereint in ihrer Verachtung für eine Welt, die Vielfalt und Freiheit feiert. Es ist an der Zeit, laut und deutlich Widerstand zu leisten, bevor ihre dystopische Vision Realität wird.
