Trump-Administration unter Verdacht: Deal mit Sinaloa-Kartell

VonRainer Hofmann

Mai 19, 2025

Deal mit Sinaloa-Kartell ermöglicht Einreise von 17 Familienmitgliedern in die USA.

MEXIKO-STADT – Inmitten wachsender Kontroversen berichten Medien, dass die Trump-Administration angeblich einen Deal mit einem Anführer des berüchtigten Sinaloa-Kartells geschlossen hat, der 17 Familienmitgliedern von Kartellboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán die Einreise in die USA ermöglichte. Diese Berichte basieren auf Aussagen des mexikanischen Sicherheitschefs Omar Hamid García Harfuch und unabhängigen Recherchen der Journalisten Hofmann, Zadah und Chaparro. Doch was als bloßer Verdacht begann, hat sich in den letzten Tagen zu einer immer dichteren Spur entwickelt – ein Mosaik aus Hinweisen, das immer deutlicher auf einen tatsächlichen Deal zwischen der US-Regierung und dem Kartell hindeutet.

Am 16. Mai 2025 bestätigte Mexikos Sicherheitschef García Harfuch, dass 17 Familienmitglieder von Kartellchef Joaquín „El Chapo“ Guzmán in die USA eingereist seien – angeblich im Rahmen eines Deals zwischen der Trump-Regierung und Guzmáns Sohn, Ovidio Guzmán López, einem führenden Mitglied des Sinaloa-Kartells.

Bereits am 12. Mai 2025 wurde bekannt, dass die Familie – darunter Griselda López, Ovidios Mutter, mehrere Neffen, ein Enkel namens Archivaldo und eine Tochter von „El Chapo“ – sich den US-Behörden am Grenzübergang San Ysidro in Tijuana gestellt habe. Sie sollen mit mehreren Markenkoffern und über 70.000 Dollar Bargeld eingereist sein.

Mexikanische Behörden bestätigen Berichte

In einem Interview mit dem Radiosender Radio Fórmula erklärte García Harfuch, dass der Übertritt der Familienmitglieder eindeutig Teil einer „Verhandlung“ zwischen dem US-Justizministerium und Ovidio Guzmán López sei. Harfuch erklärte weiter, dass die 17 Familienmitglieder keine Haftbefehle hätten und ihre Einreise in die USA freiwillig erfolgt sei.

„Es ist sehr klar, dass die Verhandlungen mit dem US-Justizministerium dazu geführt haben, dass die Familie in die USA eingereist ist“, sagte García Harfuch.

Ein Deal, der Fragen aufwirft – und Spuren, die immer deutlicher werden

Seit Tagen recherchieren wir intensiv zu diesem Fall, und die Hinweise verdichten sich zunehmend. Immer mehr Indizien aus Mexiko deuten darauf hin, dass dieser Deal tatsächlich stattgefunden hat. Es sind nicht nur die Aussagen von García Harfuch, sondern auch Berichte und Beobachtungen aus den Grenzregionen, die darauf hindeuten, dass die Einreise der Familienmitglieder Teil eines ausgehandelten Abkommens war. Diese Enthüllungen stehen in einem krassen Widerspruch zur Migrationspolitik von Donald Trump, der sich stets als Hardliner gegen illegale Migration und kartellnahe Gruppen inszeniert hat.

Der angebliche Deal und der Kontext

Ovidio Guzmán López, der Sohn von „El Chapo“, war im Jahr 2023 von mexikanischen Behörden verhaftet und an die USA ausgeliefert worden. Dort wird er wegen verschiedener Drogendelikte angeklagt. Laut Gerichtsdokumenten vom 6. Mai 2025 wird erwartet, dass er am 9. Juli 2025 im Rahmen eines Deals ein Schuldbekenntnis ablegt.

Es bleibt jedoch unklar, ob und in welchem Umfang der Deal mit den US-Behörden die Einreise seiner Familienmitglieder umfasst. Die Trump-Administration hat bisher keine offizielle Stellungnahme abgegeben, und weder das US-Justizministerium (DOJ) noch Ovidio Guzmáns Anwalt Jeffrey Lichtman haben auf Anfragen reagiert.

US-Senator Chuck Schumer, ein Demokrat aus New York, kritisierte den angeblichen Deal scharf und warf Präsident Trump vor, „17 Verwandte von El Chapo, einem der berüchtigtsten Drogenhändler der Welt, in die USA gelassen“ zu haben. „Welche Botschaft sendet das? Wer weiß das schon? Vielleicht hat er von ihnen einen Präsidentenhubschrauber bekommen“, sagte Schumer sarkastisch in einem Facebook-Video.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum forderte am 14. Mai 2025 die Trump-Regierung auf, die Umstände der Einreise der Familienmitglieder aufzuklären. „Es muss klargestellt werden, ob es eine Vereinbarung gibt oder nicht. Sie müssen dies den Menschen in den USA erklären… und auch Mexiko“, sagte Sheinbaum auf einer Pressekonferenz.

Offene Fragen und mangelnde Transparenz

Während die Aussagen des mexikanischen Sicherheitschefs García Harfuch und die Berichte von Luis Chaparro auf einen Deal zwischen der Trump-Administration und dem Sinaloa-Kartell hinweisen, bleiben viele Details unklar.

Wurden die Familienmitglieder im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in die USA gebracht?

Welche Bedingungen waren Teil des angeblichen Deals zwischen Ovidio Guzmán López und den US-Behörden?

Warum wurden mexikanische Behörden nicht im Voraus informiert?

Doch eines ist sicher: Die Enthüllungen zeigen bereits jetzt das Potenzial für eine explosive politische und diplomatische Affäre. Trump steht mehr als nur eine Erklärung schuldig.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x