Washington, D.C. – In der Geschichte amerikanischer Präsidentschaften gab es viele ungewöhnliche Botschaften – auf Briefpapier, in Tweets, als Randnotizen auf Gesetzesentwürfen. Doch was Donald Trump nun an den Vorsitzenden der US-Notenbank Jerome Powell schickte, sprengt selbst die schrilleren Maßstäbe seiner Amtsführung: eine handschriftliche Mitteilung, in Großbuchstaben, verfasst mit einem schwarzen Sharpie – direkt auf einer Zinsvergleichsliste. Der Tonfall? „Mean Girls“ trifft Oval Office. „Ich präsentiere Ihnen originale Korrespondenz des Präsidenten der Vereinigten Staaten an unseren Notenbankchef Jerome Powell“, verkündete Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt während eines Briefings – als handle es sich um ein Dokument von staatsmännischem Gewicht. Die Nachricht selbst war alles andere als diplomatisch: „Jerome – You are, as usual, ‘too late’ – you have cost the USA a fortune – and continue to do so… You should lower the rate! By a lot! Hundreds of billions of dollars being lost! No inflation!“ Darunter: Trumps charakteristische, wuchtige Unterschrift – mehr Drohgebärde als Grußformel.
Was wie ein schlechter Scherz wirkt, ist Teil einer offen ausgetragenen Kampagne gegen die Federal Reserve. Seit Wochen attackiert Trump den Notenbankchef persönlich, weil dieser nicht schnell genug die Zinsen senke. Die Wirtschaft, so Trumps Narrativ, könne explodieren – wenn Powell nur „endlich liefern“ würde. Dass die Unabhängigkeit der Federal Reserve ein tragender Pfeiler demokratischer Finanzpolitik ist? Für Trump offenbar ein zu vernachlässigendes Detail im Machtspiel. Die Attacke mit dem Filzstift ist dabei nicht nur eine stilistische Entgleisung, sondern eine kalkulierte Demütigung. In Washingtons politischer Sprache gilt ein handschriftlicher Vermerk des Präsidenten als direkter Ausdruck von Missbilligung – eine Botschaft, die nicht über Dritte läuft, sondern frontal ins Gesicht zielt. Eine Mitteilung ohne diplomatische Höflichkeit, ohne institutionelles Protokoll – nur Druck, Dominanz und Drohung.

Die US-Presse vergleicht das Vorgehen mit Highschool-Dramen – „Mean Girls“-Manier, so der Tenor, nur dass hier nicht Spinde, sondern Billionen auf dem Spiel stehen. Denn Trumps Handschrift steht längst für mehr als persönliche Meinung: Sie ist ein Instrument autoritärer Rhetorik, eine Waffe im Feldzug gegen alles, was sich seinem Willen entgegenstellt. Und so bleibt von diesem Papier nicht viel mehr als ein Eindruck zurück: Ein Präsident, der keine Argumente mehr liefert, sondern Zinsentscheidungen mit Sharpie-Kommandos ersetzt. Kein „Sincerely, Don“ – aber eine Unterschrift, die alles sagt, nur nichts Gutes.
