Machtvakuum in Teheran – Insider berichten über Pläne zur Entmachtung von Ayatollah Khamenei nach US-Israel-Schlägen

VonRainer Hofmann

Juni 23, 2025

Jerusalem / Teheran – 23. Juni 2025 – Nach den massiven Luftschlägen der Vereinigten Staaten und Israels auf Irans Nuklearanlagen verdichten sich die Hinweise auf einen sich zuspitzenden Machtkampf innerhalb der Islamischen Republik. Mehrere hochrangige Quellen aus Teheran berichten, dass einflussreiche Kreise im politischen, religiösen und wirtschaftlichen Establishment offen über die Ablösung von Ayatollah Ali Khamenei als Oberstem Führer sprechen – ein Szenario, das bis vor Kurzem noch undenkbar schien.

„Unsere Chancen, Khamenei zu verdrängen, sind gestiegen – aber wir bewegen uns auf dünnem Eis“, sagte ein Insider. „Die Lage ist fragil, es gibt Angst – und die Dynamik könnte sich jederzeit drehen.“ Demnach seien es nicht nur Dissidenten, sondern auch Teile des Regimes selbst, die einen Wechsel vorbereiten: ein Netzwerk aus Geschäftsleuten, Militärs, Funktionären und hochrangigen Geistlichen – manche aus Khameneis direktem Umfeld, sogar Familienangehörige sollen beteiligt sein. „Das ist nur einer von vielen Plänen“, so ein Beteiligter weiter. „In Teheran kursieren derzeit zahlreiche Ideen zur Zukunft der Republik. Es gibt auch Gespräche mit europäischen Akteuren. Jeder weiß, dass Khamenei keine echte Kontrolle mehr hat – selbst wenn er offiziell im Amt bleibt.“

Zwar dürfte formell nur die Versammlung der Experten über eine Absetzung des Obersten Führers entscheiden – jenes mächtige Gremium, das die geistliche Führung wählt und absetzen kann – doch eine Abstimmung scheint derzeit kaum durchführbar. Die Lage nach den Luftangriffen gilt als zu instabil, der Druck aus der Bevölkerung wächst, das Risiko interner Aufstände ist hoch. Bereits in den letzten Tagen hatte sich ein drastischer Wandel im Führungsstil Khameneis abgezeichnet. Er habe nach Angaben mehrerer Regierungsquellen sämtliche elektronische Kommunikationsmittel abschalten lassen und kontaktiere militärische Führer nur noch über einen kleinen Kreis absolut vertrauenswürdiger Boten – offenbar aus Angst vor gezielten Tötungen oder digitalen Lauschangriffen. Mehrere Beamte beschreiben den 86-Jährigen als tief verunsichert – insbesondere durch das Ausmaß der israelischen Infiltration in die iranischen Sicherheitsstrukturen, das dem Luftschlag vorausging. Intern soll Khamenei bereits drei ranghohe Geistliche als mögliche Nachfolger benannt haben – ein Schritt, den viele als klares Zeichen für einen nahenden Machtübergang interpretieren.

In den laufenden Gesprächen über eine Nachfolge taucht regelmäßig der Name von Hassan Rouhani auf. Der frühere Präsident, der 2015 das Atomabkommen mit dem Westen aushandelte, gilt für viele als moderate Übergangsfigur. Offenbar sondieren einzelne Machtzentren bereits, ob Rouhani in einer künftigen Führungsstruktur eine Rolle spielen könnte – wenngleich er nach bisherigen Erkenntnissen nicht aktiv an Umsturzplänen beteiligt ist. Die internen Lager sind indes gespalten. Während ein Teil der Akteure einen diplomatischen Neuanfang mit den USA – konkret mit Präsident Donald Trump – anstrebt, plädieren andere für eine militärische Reaktion. Parallel dazu setzen manche Kreise gezielt Informationen über Khameneis Gesundheitszustand und Rückzugsverhalten in westlichen Medien ab – ein kalkulierter Schachzug, um innenpolitischen Druck zu erzeugen oder außenpolitische Deals vorzubereiten.

Was sich derzeit in Teheran vollzieht, geht weit über einen internen Machtwechsel hinaus. Es ist der sichtbare Zerfall einer autoritären Ordnung, die über drei Jahrzehnte lang von einem Mann zusammengehalten wurde. Khamenei war die ideologische, geistige und militärische Schaltzentrale der Islamischen Republik – nun zerbricht diese Ordnung in Echtzeit. Im Zentrum der Überlegungen zur Zeit nach Khamenei stehen inzwischen konkrete Namen – und sie spiegeln die tiefen Bruchlinien innerhalb des iranischen Machtapparats. Zugleich mehren sich Hinweise, dass Mojtaba Khamenei, der machtbewusste Sohn des Obersten Führers, im Hintergrund Fäden zieht – doch seine Nähe zur repressiven Innenpolitik des Vaters macht ihn für viele Akteure zum Risikofaktor.

Ein weiterer Name, der intern kursiert, ist Ayatollah Sadeq Larijani, Mitglied der einflussreichen Versammlung der Experten. Als ehemaliger Justizchef verfügt er über juristischen Rückhalt, doch Korruptionsvorwürfe in seiner Familie haben seinen Ruf beschädigt. Interessanter ist daher die leise Rückkehr des Reformlagers ins Gespräch: Auch religiöse Persönlichkeiten wie Sayyid Hassan Khomeini, Enkel des Revolutionsgründers, gewinnen im Schatten der Machtkämpfe wieder an Bedeutung. Seine Nähe zu jungen Protestierenden und sein Ruf als gemäßigter Geistlicher könnten ihn zu einer symbolischen Integrationsfigur machen – sofern ihn die Hardliner nicht rechtzeitig ausbooten.

Entscheidend wird jedoch sein, wo sich die Revolutionsgarden (IRGC) positionieren. Aus IRGC-nahen Kreisen konnten wir erfahren, dass man auf „Stabilität ohne sichtbare Brüche“ setze – was als Signal gedeutet wird, im Zweifel auch eine Entmachtung des Obersten Führers mitzutragen, solange die Grundstrukturen des Regimes unangetastet bleiben. Parallel dazu intensivieren sich offenbar informelle Kontakte nach außen. Europäische Vermittler, insbesondere aus Frankreich und Norwegen, sollen sich in Gesprächen mit iranischen Diplomaten befinden. Auch das Sultanat Oman wird erneut als diskreter Kommunikationskanal zwischen Teheran und Washington genannt. Und während Teile des Machtapparats auf neue Verhandlungen mit US-Präsident Donald Trump hoffen, bereiten andere längst die nächste Eskalationsstufe vor. Was derzeit hinter den Kulissen geschieht, ist kein geordneter Übergang – es ist ein Wettlauf zwischen Ordnungswillen und Systemzerfall. Und keiner der Akteure weiß, wohin er am Ende führen wird.

Wie dieses entstehende Machtvakuum gefüllt wird – ob durch Reform, Repression oder Revolution – dürfte nicht nur die politische Zukunft Irans bestimmen, sondern auch die strategische Balance im gesamten Nahen Osten verschieben. Ein neues Kapitel der iranischen Geschichte hat begonnen – und sein Ausgang ist völlig offen.

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Martin Mair
Martin Mair
2 Monate zuvor

Seit wann sind Gerüchte „investigativer Journalismus“. Machtgerangel der Männer, wie toll. Wäre es nicht sinnvoller über die Frauenbewegung zu schreiben? Echte Demokratie kommt von unten, nicht von machistischen Männern an der Spitze der Pyramidengesellschaft, die eben noch lange keine Demokratie ist.
https://de.zanancollectiveaction.org/2025-06-21/

Katharina Hofmann
Admin
2 Monate zuvor
Reply to  Martin Mair

in facebook und auch hier haben wir die situationen der frauen im iran dokumentiert.

Martin Mair
Martin Mair
2 Monate zuvor

Der Begriff „Machtvakuum“ deutet auf eine hierarchisches bis autoritärer Politikverständnis hin. Diese Form der „Macht“, die auf Lüge und Gewalt beruht, soll ja ruhig zerbröseln. Hannah Arendt legte in „Macht und Gewalt“ einen etwas anderen Begriff der Macht dar, derzufolge die Anwendung von Gewalt auf Machtverlust hindeutet. Auch die Kriegspolitik ist deutet letztlich darauf hin, dass die neoliberale EU in der einfachen Bevölkerung Zustimmung verliert und nur noch mit Gewalt ihren Herrschaftsanspruch aufrecht erhalten kann, und sei es durch die Propagierung des alten Außenfeindes der „Gefahr aus dem Osten“.

Katharina Hofmann
Admin
2 Monate zuvor
Reply to  Martin Mair

ich denke jeder deutet den begriff wie er diesen hören möchte,

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