Washington, Juni 2025 – Es war ein Satz, der im Senat wie eine Ohrfeige wirkte: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte, die Rückbenennung mehrerer US-Militärbasen nach Generälen der Konföderation sei „wichtig für die Moral der Truppe“. Ein Satz, der schockierte, spaltete – und die Konturen einer tiefgreifenden ideologischen Neuausrichtung der US-Streitkräfte unter Präsident Donald Trump deutlich machte. Denn hinter dieser Entscheidung steht mehr als nur ein Symbolakt. Sie ist Teil einer Exekutivanordnung – Executive Order 14253 – die am 31. März 2025 unterzeichnet wurde. Ihr Ziel: die Wiederherstellung vermeintlich „authentischer historischer Bezeichnungen“ von Stützpunkten, Denkmälern und militärischer Infrastruktur, die seit 2021 im Zuge des Naming Commission Acts umbenannt worden waren, um die Glorifizierung der Sklaverei und deren Apologeten zu beenden.

Am 10. Juni 2025 kündigte Trump schließlich in einer Rede am Fort Bragg an, dass acht US-Basen ihre ursprünglichen Namen zurückerhalten sollen – Namen, die einst Generälen gewidmet waren, die für die Konföderation und damit für die Aufrechterhaltung der Sklaverei gekämpft hatten: Fort Bragg, Fort Pickett, Fort Hood, Fort Gordon, Fort Rucker, Fort Polk, Fort A.P. Hill und Fort Lee. Nur zwei Jahre zuvor waren diese Orte – auf Basis überparteilicher Beschlüsse – umbenannt worden, etwa in Fort Gregg-Adams zu Ehren von General Arthur Gregg, dem ersten afroamerikanischen Drei-Sterne-General in der Geschichte der US-Armee. Jetzt soll all dies rückgängig gemacht werden. Hegseth rechtfertigte diesen Schritt nicht nur mit einer „emotionalen Bindung“ vieler Veteranen an die alten Namen, sondern auch mit einem Bedürfnis nach „Tradition“. Eine gefährliche Rhetorik, wie Kritiker:innen warnen, die historische Kontinuität mit geschichtlicher Verklärung verwechseln.
Um den Eindruck einer offenen Glorifizierung von Rassismus und Sklaverei abzumildern, entwickelte das Pentagon eine PR-Strategie, die auf semantischer Verschiebung basiert: Die Stützpunkte sollen zwar wieder wie einst heißen, doch man wechsle nun die Personen, nach denen sie benannt seien. Es handle sich um „moderne Helden“ mit denselben Nachnamen. Fort Bragg etwa sei nun Roland L. Bragg gewidmet – einem Silbersternträger aus der Ardennenschlacht. Fort Pickett werde auf Vernon W. Pickett umgewidmet, einem hochdekorierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Fort Hood gedenke nicht mehr dem konföderierten John B. Hood, sondern dem Weltkriegsoffizier Robert B. Hood. Fort Gordon, einst benannt nach einem prominenten Rassisten und Förderer des Ku-Klux-Klans, trage nun den Namen von Gary I. Gordon, einem Medal-of-Honor-Träger, der 1993 in Somalia fiel. Fort Rucker werde Edward W. Rucker gewidmet, einem Kavallerieoffizier des Ersten Weltkriegs. Fort Polk gehe an James H. Polk, Kommandeur der US-Army Europe im Zweiten Weltkrieg. Fort A.P. Hill solle fortan gleich drei afroamerikanische Bürgerkriegsveteranen ehren: Edward Hill, Robert A. Pinn und Bruce Anderson. Und Fort Lee schließlich werde nach Fitz Lee benannt, einem „Buffalo Soldier“, der 1898 im Spanisch-Amerikanischen Krieg ausgezeichnet wurde.

Doch diese kosmetischen Korrekturen ändern nichts an der Grundrichtung des Rollbacks. Der demokratische Senator Angus King stellte Hegseth in der Senatsanhörung eine zentrale Frage: „Warum suchen Sie überhaupt nach lebenden oder toten Soldaten mit denselben Nachnamen? Lee ist die klassische Definition eines Verräters.“ Hegseth wich aus. Auch Tammy Duckworth, im Irak verwundet, warf ihm eine zynische Verdrehung von Erinnerungskultur vor: „Ich wurde in Fort Rucker ausgebildet. Aber ich würde lieber mit Mike Novosel in Verbindung gebracht werden als mit einem gescheiterten konföderierten Verräter.“ Senator Tim Kaine zeigte sich besonders empört, dass die Familie von Arthur Gregg aus den Medien von der Aberkennung der Ehrung erfuhr. „Es ist nicht nur geschmacklos. Es ist ein direkter Angriff auf die Würde derer, die für dieses Land gekämpft haben.“
Executive Order 14253 gibt dem Ganzen eine verfassungsrechtliche Verpackung – und ein ideologisches Fundament. Sie sieht nicht nur die Wiederherstellung ursprünglicher Basisnamen vor, sondern auch die Rückführung „falscher Rekonstruktionen“ an Denkmälern, öffentlichen Erinnerungsorten und militärhistorischen Einrichtungen. Der Begriff ist ein Code – ein Signal an jene, die sich gegen Aufarbeitung und Diversität stellen, die Geschichte nicht als Entwicklung verstehen, sondern als Besitzstand. Diese Exekutivanordnung steht im Gegensatz zu demokratisch verabschiedeten Gesetzen – etwa dem Naming Commission Act – und konstituiert den Versuch, per Präsidentenerlass ein konservatives Identitätsnarrativ durchzusetzen.
In Wahrheit geht es nicht um Truppenmoral. Es geht um eine symbolische Rückeroberung. Um die Wiederherstellung eines Südstaaten-Narrativs, das den Bürgerkrieg entpolitisiert und Täter rehabilitiert. Um die Entwertung jener, die die Streitkräfte diverser, gerechter und historisch ehrlicher machen wollten. Es geht darum, wer erinnert wird – und wie. Die Rückbenennungen sind keine Verwaltungstechnik. Sie sind ein ideologisches Statement. Und sie beantworten eine grundsätzliche Frage mit brutaler Klarheit: Was sagt es über ein Land, wenn es jene ehrt, die gegen es kämpften?
