Trumps Iran-Kurs spaltet die MAGA-Bewegung – und das Weiße Haus verliert jedes Maß

VonRainer Hofmann

Juni 17, 2025

Es war ein Moment, der die ganze politische Schieflage der Vereinigten Staaten offenbarte. Während Donald Trump an Bord der Air Force One saß, zurückgeflogen aus einem abrupt abgebrochenen G7-Gipfel in Kanada, sprach der Präsident nicht über Diplomatie, nicht über Sicherheit – sondern über Tucker Carlson. Über Marjorie Taylor Greene. Über Charlie Kirk. Und über einen Gouverneur, dessen Land gerade zwei ermordete Abgeordnete betrauert. Die Welt steht am Abgrund eines neuen Nahost-Kriegs. Doch im Zentrum der amerikanischen Macht brodelt ein ganz anderes Drama: das wachsende Zerwürfnis zwischen Trump und seinen eigenen Getreuen. „IRAN DARF KEINE ATOMWAFFE HABEN!“, schrieb der Präsident in Großbuchstaben auf seiner Social-Media-Plattform – eine direkte Antwort auf Carlson, der ihn zuvor gewarnt hatte, seine eigene Wählerschaft nicht mit einem neuen Krieg im Mittleren Osten zu verraten.

Dass der Präsident mittlerweile nicht nur mit der demokratischen Opposition, sondern mit seiner eigenen Basis im Clinch liegt, offenbart eine tiefergehende Erosion seiner politischen Koordinaten. Trumps außenpolitisches Kalkül ist längst zur Bühne für nationale Selbstinszenierung geworden – ohne Rücksicht auf Verluste. Die Kritik aus den eigenen Reihen zeigt: Die einstige Geschlossenheit der MAGA-Bewegung bröckelt. Während Carlson noch 2020 als Sprachrohr des trumpistischen Konservatismus galt, wird er nun öffentlich als „verrückt“ verunglimpft. Auch Marjorie Taylor Greene und Charlie Kirk mahnen zur Zurückhaltung: Amerika dürfe nicht wieder zum Spielball geopolitischer Interessen werden – doch Trump reagiert wie immer: beleidigt, herrisch, ohne Gespür für Verantwortung.

Der Gipfel der Geschmacklosigkeit aber folgte, als Trump auf die gezielten Morde an zwei Abgeordneten in Minnesota angesprochen wurde. Ob er den demokratischen Gouverneur Tim Walz anrufen wolle? „Ich rufe ihn nicht an“, antwortete Trump. „Der ist slick und durchgeknallt. Das wäre Zeitverschwendung.“ Zwei Tote, darunter ein Ehemann – aber für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ist das kein Anlass zur Anteilnahme, sondern zur Diffamierung. Während sich das Land noch fragt, wie es so weit kommen konnte, demonstriert Trump mit erschreckender Klarheit, wie sehr politische Verantwortung und Empathie in seiner Welt keine Rolle mehr spielen. Und so bleibt zurück, was längst zum Muster geworden ist: Ein Präsident, der spaltet, wo er verbinden müsste – selbst wenn das Land trauert.

Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x