Der Mann, der nicht vergessen wurde – Treffen zwischen Kilmar und Senator Chris Van Hollen inklusive des Originalurteils vom 17. April 2025

VonRainer Hofmann

April 18, 2025

Im späten Dämmerlicht eines Hotelrestaurants in San Salvador, zwischen dem Klirren von Tellern und dem Wispern einer tropischen Nacht, traf Senator Chris Van Hollen auf einen Mann, der längst nicht mehr da sein sollte: Kilmar Abrego Garcia – Salvadorianer, einst wohnhaft in Maryland, abgeschoben durch eine bürokratische Geste, die so kalt wie kalkuliert war.

„Mein Ziel war es, ihn zu sehen“, schrieb Van Hollen später, schlicht. Er hatte seine Frau Jennifer angerufen, um Grüße zu überbringen. Worte der Liebe. Worte der Hoffnung.

Aber was sagt man zu jemandem, der verschwinden sollte?

Kilmar ist nicht nur ein Mensch – er war ein Fehler im System. Ein Mann, den ein amerikanisches Gericht zu schützen versuchte, den aber die Trump-Regierung trotzdem auf einen Flieger setzte, in jenes Land, das heute über 200 Menschen, viele davon unschuldig, aus Venezuela in ein Hochsicherheitsgefängnis gesteckt hat, das so klingt, wie es ist: Terrorism Confinement Center.

Ein Land, in dem Präsident Nayib Bukele den Rechtsstaat mit der Präzision eines Autokraten zerschneidet – unter Applaus. „Nun, da er gesund ist“, schrieb Bukele zynisch auf X, „darf er in salvadorianischer Obhut bleiben.“ Die Emojis: eine US-Flagge, eine salvadorianische, dazwischen ein Händedruck. Diplomatie als Karikatur.

Man hatte Van Hollen tags zuvor noch den Zutritt zu diesem Gefängnis verweigert. Ein Senator der Vereinigten Staaten – angehalten von Soldaten, wie ein Eindringling. Das Symbol war stärker als jedes Statement: Die Tür zur Wahrheit bleibt verschlossen.

Und doch – da saßen sie. Der Senator. Der Deportierte. Zwei Männer, getrennt durch Bürokratie, vereint durch Menschlichkeit.

Währenddessen, in Washington, erklärte Präsident Trump, er könne nichts dazu sagen – die Anwälte. Die gleichen Anwälte, die vor Gericht beteuerten, man habe „keine Handhabe“, um Abrego Garcia zurückzuholen. Die gleiche Regierung, die sich auf die Alien Enemies Clause beruft, um Menschen zu deportieren wie Spielkarten. Und dieselbe Partei, die diese Tat verteidigt, weil es angeblich um Sicherheit geht – während sie schweigt über das Versagen der Justiz, über Menschen ohne Anklage, ohne Verfahren, ohne Recht.

Der Fall ist längst mehr als ein Einzelschicksal. Er ist ein Spiegel.

Ein Spiegel, in dem sich zeigt, wie weit ein Staat bereit ist zu gehen, wenn er die Kontrolle über das Recht beansprucht – nicht im Namen des Gesetzes, sondern im Namen des Präsidenten. „You cannot appease a tyrant“ – („Einen Tyrannen kann man nicht besänftigen.“) -, hatte Robert Reich kürzlich gesagt. Und vielleicht war dieses Treffen genau das: eine leise Form des Widerstands. Eine Erinnerung daran, dass auch inmitten der Kälte ein Mensch sich zu einem anderen setzen kann und sagt: „Ich habe dich nicht vergessen.“

Kilmar Abrego Garcia sitzt immer noch fest. Aber sein Name ist gesprochen worden. Von einem Senator. Von seiner Frau. Von Journalisten. Von Richtern, die schreiben, dass diese Regierung das Gesetz verhöhnt. Die sagen: „Dies sollte schockieren.“

Und vielleicht ist das die Lehre aus diesem Abend zwischen Tisch und Fensterbank: Dass Hoffnung oft dort beginnt, wo das System endet. In einem Gespräch. In einem Blick. In einem simplen Satz:

„Ich bin gekommen, um dich zu sehen.“

Und in diesem Satz lag mehr Menschlichkeit als in all den Erlassen, Memos und Sprechzetteln, mit denen dieser Präsident regiert.

Siehe auch: Original-Urteil in der Sache Kilmar Abegro Garcia

vom 17. April 2025:

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