Ein Mann für jede Peinlichkeit – Putins neuer Kalender und die Kunst der ewigen Selbstvergötterung

VonRainer Hofmann

November 26, 2025

Russland hat wieder Saison – jedenfalls die Sorte, die man sich an die Wand hängt, wenn man politisch vollkommen abgestumpft ist. Die neuen Putin-Kalender für 2026 sind da, und wie jedes Jahr bemüht sich der Kreml, dem Land die Illusion zu verkaufen, ihr Präsident sei nicht ein 72-jähriger Autokrat und Kriegsverbrecher, sondern eine Mischung aus Actionfigur, Hobbygott und Fitnesstrainer auf Steroiden.

Januar: Putin auf dem Schneemobil.
Februar: Putin wirft jemanden auf die Matte, wahrscheinlich vorsorglich.
März bis Dezember: Putin, Putin, Putin – und jede Menge Zitate, die klingen, als hätte man einen Kühlschrankmagneten mit Macho-Sprüchen durch den Google-Übersetzer gezogen.

„Russlands Grenze endet nie“, posaunt er zum Jahresauftakt. Ein Satz, der wirkt wie der verzweifelte Wunsch eines Mannes, der geografische Realität nur aus der Propagandaabteilung kennt. Im Februar nennt er sich eine „Taube mit eisernen Flügeln“. Das klingt nicht nach Staatschef, sondern nach jemandem, der zu lange in alten Sowjet-Comics geblättert hat. Aber Putin wäre nicht Putin, wenn er nicht auch als Lebensberater in Erscheinung treten würde. Für August empfiehlt er: „Wenig schlafen, viel arbeiten, nicht jammern.“ Klingt gut, wenn man Oligarch ist. Weniger gut, wenn man im Donbass liegt und sich fragt, warum man für die Launen eines Mannes sterben soll, der sich selbst für die Jahreszeiten hält.

Es bleibt die Frage offen: „Wann bekommt die Welt einen Trump-Kalender?“

Und natürlich kein Bild zum Ukrainekrieg – man möchte ja nicht, dass der Kalender versehentlich Realität abbildet. Der Krieg bleibt ein „entfernter Zwischenfall“, ein bisschen wie ein vergessener Einkauf auf der To-do-Liste. Wäre Putin ein deutscher Politiker, er wäre längst auf Tour mit Friedensstifter Tino Chrupalla, der den Menschen ebenfalls erzählt, dass alles halb so wild sei – solange man Fakten ignoriert und sich nur in den eigenen Sprüchen spiegelt.

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist ohnehin verblüffend:

  • Beide lieben die Pose des starken Anführers.
  • Beide inszenieren sich mit Sprüchen, die im Kühlschrank besser aufgehoben wären.
  • Beide glauben, dass man ein Land regieren kann, indem man die Wirklichkeit einfach ausblendet.

Putin verkauft seine Kalender für umgerechnet 3,50 Dollar. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man damit zwölf Monate lang beobachten kann, wie ein Mann versucht, sich selbst in immer neuen Rollen zu verkleiden, nur um zu verbergen, dass er politisch und geologisch längst feststeckt, ein Kriegsverbrecher ist, der per Haftbefehl gesucht wird.

Der Kalender erfüllt aber auch einen Zweck: Er zeigt, wie hohl das ganze System längst ist. Ein Präsident, der seit einem Vierteljahrhundert im Amt klebt, lässt sich als „Mann für jede Jahreszeit“ feiern, obwohl er das Land in eine wirtschaftliche Sackgasse geführt hat und einen Krieg entfachte, dessen Folgen Generationen spüren werden. Stabilität suggerieren – Chaos hinterlassen. Es ist die russische Variante des AfD-Modells. Und für alle, die noch überlegen, ob sie sich den Putin-Kalender wirklich kaufen wollen: keine Sorge. Falls Sie es dieses Jahr nicht schaffen – Putin hat die Verfassung bereits so zurechtgebogen, dass er bis mindestens 2036 im Amt bleiben kann. Es bleiben also über 4.000 Tage, um sich einen Kalender mit einem Mann zu kaufen, der seit Jahrzehnten alles tut, um so zu tun, als wäre er ewig.

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Irene Monreal
Irene Monreal
2 Stunden zuvor

🤢
Sorry, mir war gerade danach 😁!

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