Die Welt hatte sich an das Schauspiel gewöhnt: Donald Trump, der selbsternannte Friedensbringer, verspricht die schnelle Beilegung des Ukrainekriegs, ein starker Händedruck hier, ein harter Deal dort. Noch im Wahlkampf hatte er verkündet, binnen 24 Stunden nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus einen Waffenstillstand zu erzielen. Doch Monate später ist von Verhandlungen kaum etwas übrig – und Trumps Ton gegenüber Moskau hat sich dramatisch verschärft.
Nach einer der tödlichsten Angriffswellen Russlands seit Kriegsbeginn, bei der in Kiew mindestens zwölf Menschen starben, zeigte sich der Präsident plötzlich ungewohnt scharf: „Ich weiß nicht, was zum Teufel mit Putin passiert ist“, sagte Trump. „Ich bin nicht glücklich mit dem, was er tut. Er tötet viele Menschen.“
Es war ein Satz mit Sprengkraft. Denn nicht nur in der internationalen Diplomatie hallte er nach – sondern vor allem in den eigenen Reihen. Die „Make America Great Again“-Bewegung, lange ein monolithischer Block hinter ihrem Anführer, zeigt nun feine, aber deutlich wachsende Risse. Was einst als bedingungslose Loyalität galt, verwandelt sich in ein Feld kontroverser Positionen: Während ein Teil der MAGA-Basis nun härtere Maßnahmen gegen Russland fordert – inklusive Sanktionen und Waffenlieferungen –, halten andere Trump die Treue, sehen ihn schlecht beraten oder von „globalistischen Eliten“ in die Irre geführt.
Der republikanische Senator Chuck Grassley fand am deutlichsten Worte. „Ich habe genug davon, dass Putin unschuldige Menschen tötet“, schrieb er am Montag auf X. „Präsident Trump, handeln Sie – zumindest mit Sanktionen.“
Auch Don Bacon, Abgeordneter aus Nebraska, ließ keinen Zweifel an seiner Position: „Es ist Zeit für Ehrlichkeit. Friedensgespräche haben keinerlei Wirkung auf Putin. Sein Ziel ist es, die Ukraine zu dominieren, und er wird nicht aufhören, bis er erkennt, dass er nicht gewinnen kann.“ Seine Forderung: maximale Sanktionen, militärische Unterstützung „bis an die Zähne“, die Beschlagnahmung russischer Auslandsvermögen in Höhe von 300 Milliarden Dollar.
Trump hingegen scheint zwischen den Fronten zu lavieren. Einerseits lässt er durchblicken, dass Putin womöglich nur Zeit schinde – „tapping me along“, wie er sagte. Andererseits trifft seine Kritik wie gewohnt auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser tue seinem Land „keinen Gefallen“ mit seiner Wortwahl, „alles, was er sagt, bereitet Probleme“, so Trump.
Es ist diese Doppelstrategie – Putin mahnen, Selenskyj beschuldigen –, die viele Kommentatoren als Ausdruck der inneren Unentschlossenheit werten. Doch der Preis dafür ist hoch: Der harte ideologische Kern seiner Bewegung droht zu bröckeln. Was bleibt, ist eine zerrissene Rechte, gespalten zwischen Isolationismus und Interventionswille, zwischen alter Loyalität und wachsender Frustration.
Und über allem schwebt die Frage: Ist dies der Moment, in dem Trumps Führungsanspruch beginnt zu erodieren – nicht durch äußere Gegner, sondern durch das Auseinanderdriften seines eigenen Lagers? Die kommenden Wochen dürften darüber entscheiden, ob MAGA noch ein Monolith ist – oder nur noch ein zerklüfteter Schatten seiner selbst.
