Der goldene Ausverkauf – Willkommen im Trump’schen Duty-Free der Demokratie

VonRainer Hofmann

September 20, 2025

Es war einmal ein Land, das sich rühmte, die Wiege der Freiheit zu sein. Dort entschied man irgendwann, dass die Lösung aller Probleme nicht in Bildung, sozialer Gerechtigkeit oder einem funktionierenden Gesundheitssystem liegt – sondern in einer Plastikkarte, vergoldet, mit Donald Trumps Gesicht drauf. Ladies and Gentlemen: The Trump Gold Card. Für nur eine Million Dollar – ein echtes Schnäppchen im Reich der unbezahlten Krankenhausrechnungen – darf man in den Vereinigten Staaten plötzlich nicht mehr als „illegal“ gelten. Nicht etwa, weil man jahrelang Steuern gezahlt oder ein Leben lang gearbeitet hat, sondern weil man den exklusiven Trump-Tarif gebucht hat. „Unlock life in America“, lautet der Slogan. Als hätte es bisher einen Zahlencode gebraucht, um das Land zu betreten – und Donald J. Trump persönlich hätte den PIN.

Natürlich gibt es auch ein Upgrade: die Trump Platinum Card. Für fünf Millionen Dollar darf man bis zu 270 Tage im Jahr im Land bleiben – steuerfrei, versteht sich. Steuerfreiheit, das höchste Gut, das Trump je verstanden hat. Kein Visum mehr, kein nerviges Konsulat – nur noch der goldene Schwung seiner Unterschrift, die aussieht wie ein seismographisches Erdbeben in Manhattan.

Doch das ist erst der Anfang. Die Corporate Gold Card, für zwei Millionen pro Angestellten, erlaubt es Konzernen, ihre Belegschaft gleich im Bündel zu importieren. Mit einer kleinen Jahresgebühr und einer „Transfer Fee“, damit das Ganze auch wie Netflix wirkt: Wer seinen Mitarbeiter nicht mehr mag, kann ihn einfach gegen einen neuen eintauschen – vorausgesetzt, die Spende bleibt im System. So sieht modernes Personalmanagement aus: Hire & Fire auf der Goldkante. Und falls jemand glaubt, das sei endgültig – keine Sorge. Auch die Trump Gold Card kann „revoked“ werden. Nationale Sicherheit und „other risks“ reichen aus. Wer weiß, vielleicht wird man ab morgen schon als Risiko eingestuft, wenn man zu wenig rote Caps bestellt oder heimlich CNN schaut.

Juristisch ist man mit der Karte angeblich „EB-1 oder EB-2“ – Kategorien, die früher für Hochqualifizierte galten. Heute reicht offenbar ein dicker Scheck. Früher Nobelpreisträger, heute Oligarchensöhne. Das ist nicht Einwanderung, das ist Sotheby’s für Visa. Der Bewerbungsprozess? Drei Schritte. Erst zahlen, dann Hintergrundcheck, dann – Überraschung! – wieder zahlen. „Careful Consideration“ heißt es offiziell, inoffiziell: Wer sein Konto mit acht Nullen belegt, hat automatisch einen reinen Lebenslauf. Moralische Fragen? Fehlanzeige. Menschenrechte? Kommen erst, wenn die Kreditkarte abgelehnt wird.

Das Beste aber: Das ganze Programm verkauft sich als patriotischer Rettungsschlag. Über 100 Milliarden Dollar sollen fließen – für Steuerkürzungen, „Pro Growth Projects“ (also Golfplätze mit Helipad) und zum Schuldenabbau. Ausgerechnet Trump will mit Goldkarten Schulden abbauen. Die Ironie ist so dick wie die Umrandung der Karte selbst. Die USA im Jahr 2025 sind damit nicht mehr das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern das Land der unbegrenzten Mitgliedsbeiträge. Demokratie wird zur Paywall, Freiheit zum Abo-Modell, Einwanderung zur Sonderedition im Duty-Free-Shop. „Exclusive Privileges“ steht unter der Karte mit Trumps Gesicht. Exklusiv ist hier nur eines: der Preis.

Und so schaut uns das goldene Konterfei des 45. und 47. Präsidenten an, streng, unbewegt, wie eine Mischung aus Caesar und Monopoly-Maskottchen. Im Hintergrund die Freiheitsstatue, deren Bedeutung nun lautet: Gib mir deine Reichen, deine Millionäre, deine Steuerflüchtigen. Und wenn sie nicht genug bezahlen, sperr sie bitte sofort wieder aus. Das Trump’sche Einwanderungssystem ist keine Reform. Es ist ein Ausverkauf. Ein Schwarzmarkt im Goldrahmen. Eine Demokratie, die sich selbst an den Höchstbietenden versteigert. Willkommen im Duty-Free der Freiheit.

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Lea
Lea
1 Monat zuvor

Ist das Satire?

Muras R.
Muras R.
1 Monat zuvor

Da kommt mir spontan der Gedanke, ob möglicherweise King Charles III jetzt für die Sussexes solche „Kärtchen“ kaufen muss. Oder bekommen die Royals jetzt nach dieser „Windsor Show“ Rabatt eingeräumt 🤔(Irony off)

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Oligarchen, Scheichs, reichen Chinesen, selbst Drogenbarone etc können so „legal“ in die USA kommen.
Hauptsache der Betrag stimmt.
Da wird der Hintergrundcheck zur Farce.

Vielleicht zieht sich Trump pro Karte dann noch ein paar Prozente in seine eigene Tasche. Weil sein hässliches Konterfei auf der Karte ist.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor
Antwort auf  Rainer Hofmann

🤣🤣🤣

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