Digitale Hetzjagd im Fall Charlie Kirk – Ein Pranger, wie es ihn noch nie gab

VonRainer Hofmann

September 14, 2025

Es ist der vielleicht gefährlichste Tabubruch des politischen Internets seit Jahren: Eine Website namens Charlie’s Murderers (charliesmurderers.com/) ruft dazu auf, Menschen zu melden, die den Tod des rechten Aktivisten Charlie Kirk feiern oder sich kritisch über ihn äußern. Doch damit nicht genug – die Betreiber wollen diese Namen in eine gigantische, durchsuchbare Datenbank einspeisen, filterbar nach Wohnort und Berufsfeld. „Die größte Entlassungsaktion der Geschichte“ wird großspurig angekündigt. Was wie eine Trauerbekundung beginnt, ist in Wahrheit eine digitale Waffe – eine Denunziationsmaschine, die aus einem Mordfall politischen Treibstoff presst.

Charlie Kirk wurde ermordet. Ist ein Mitarbeiter oder Student von Ihnen jemand, der online politische Gewalt unterstützt? Suchen Sie sie auf dieser Website. Senden Sie Informationen über jeden, der Charlies Tod feiert. Folgen Sie uns auf X/Twitter: @forcharliekirk1

ACHTUNG:
Diese Website wird bald in eine durchsuchbare Datenbank mit über 30.000 Einsendungen umgewandelt, filterbar nach allgemeinem Standort und Berufsfeld. Dies ist ein dauerhaftes und kontinuierlich aktualisiertes Archiv von radikalen Aktivisten, die zu Gewalt aufrufen.

Dies ist die größte Entlassungsaktion der Geschichte.

Die Mechanik ist perfide: Jeder kann Namen einreichen, mitsamt Arbeitgeber, Standort und Screenshot als vermeintlichen Beweis. Die Betreiber versprechen, diese Daten „dauerhaft“ zu speichern und laufend zu aktualisieren. Es ist die Logik der Hexenjagd – in eine moderne Datenbank gegossen. Wer auf dieser Liste landet, riskiert öffentliche Stigmatisierung, Jobverlust, digitale und reale Bedrohung. Es reicht der falsche Tweet, der sarkastische Kommentar, ein geteilter Witz – und plötzlich steht man auf einer schwarzen Liste, die jedem zugänglich ist, der Schaden anrichten will.

Derrick Van Orden, republikanischer Abgeordneter für den 3. Kongressdistrikt von Wisconsin und ehemaliger Navy SEAL, gilt als enger Verbündeter von Donald Trump und fällt immer wieder durch aggressive Rhetorik gegen Demokraten, Medien und progressive Bewegungen auf. Er war am 6. Januar 2021 in Washington anwesend, bestreitet jedoch, das Kapitol betreten zu haben, und geriet mehrfach wegen scharfer Angriffe auf Bibliothekare und Journalisten in die Kritik. Seine öffentliche Unterstützung für Charlie’s Murderers zeigt, dass diese Plattform längst nicht mehr nur ein anonymes Internetprojekt ist, sondern politische Rückendeckung von amtierenden Kongressabgeordneten erhält – ein weiterer Beleg dafür, dass hier eine organisierte Kampagne entsteht, die den Druck auf Kritiker gezielt verstärkt.

Besonders alarmierend: Der zugehörige X/Twitter-Account hat bereits mehr als 75.000 Follower – eine Reichweite, die aus diesem Projekt eine Massenbewegung macht. In den Posts prahlen die Betreiber damit, fast 50.000 Identitäten gesammelt zu haben. Sie fordern offen die Entlassung von Universitätsprofessoren, verbreiten transfeindliche Hetzmontagen und befeuern ein Klima der Denunziation. Das ist nicht Trauerarbeit, sondern digitale Mobilmachung.

Noch gravierender ist, dass die Betreiber anonym bleiben. Die Domain ist über einen Privacy-Dienst in Reykjavík, Island, registriert – Name, Adresse, Verantwortliche bleiben verborgen. Wer hinter dieser Operation steckt, bleibt noch im Dunkeln, ihr Freunde der Sonne, während die Betroffenen im grellen Licht des Prangers stehen. Die Seite selbst betont zwar, nur öffentlich zugängliche Informationen zu sammeln und „gesetzlich erlaubt“ zu handeln – doch diese Selbstrechtfertigung ändert nichts daran, dass hier eine private Paralleljustiz entsteht, die weder überprüfbar noch rechtsstaatlich kontrolliert ist.

Rechtspopulismus zeigt sich hier in seiner reinsten Form: Die Emotion des Augenblicks wird gekapert, um Angst und Gehorsam zu erzwingen. Der Tod eines Mannes wird zur Währung, seine Erinnerung zur Waffe, seine Anhänger zu Kommissaren einer digitalen Säuberung. Das Ergebnis ist nicht Gerechtigkeit, sondern Einschüchterung. Es ist ein Angriff auf Meinungsfreiheit und demokratische Debattenkultur, verpackt in das zynische Versprechen, „Nein zu politischer Gewalt“ zu sagen. Eine Gesellschaft, die so etwas toleriert, sägt an ihren eigenen Grundfesten. Heute sind es linke Kritiker, morgen Journalisten, übermorgen jeder, der es wagt, einer Mehrheitsmeinung zu widersprechen. Diese Plattform ist nicht einfach ein Ort der Trauer – sie ist ein Instrument zur politischen Säuberung. Sie verdient nicht stilles Kopfnicken, sondern lauten Widerspruch, öffentliche Kritik und notfalls juristische Konsequenzen. Wir haben diesen Fall an das FBI und die isländischen Verfolgungsbehörden weitergeleitet und halten euch auf dem Laufenden.

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Lea
Lea
11 Tage zuvor

Danke! Unglaublich, unfassbar, wie Menschen da an den Pranger gestellt werden… Das ist schlimmer als die schwarzen Listen der Mc Carthy Ära und weil öffentlich (lebens)gefährlich für alle, die da angeprangert werden. Wie schnell kann aus einer solchen privaten Paralleljustiz tödliche Lynchjustiz werden!

Harald Grundke
Harald Grundke
11 Tage zuvor

Das ist Hexenverfolgung wie im Mittelalter. Auch damals wurde jeder denunziert der irgendwie verdächtig schien. Man konnte so vielfach persönlich jeden angreifen, Rache nehmen, ohne selbst belangt zu werden.

Angelika
Angelika
11 Tage zuvor
Reply to  Rainer Hofmann

Goethes Zauberlehrling fast überall auf unserer Welt…

Irene Monreal
Irene Monreal
11 Tage zuvor

Als nächstes kommt dann die Majestätsbeleidigung à la Nordkorea.
Was ist nur aus den USA geworden 😱

Laura Kirchner
Laura Kirchner
11 Tage zuvor

Gestern wurde das Thema in der Gießener Zeitung, also einer Regionalzeitung, gemeldet. Schaut euch die Kommentare an, bei mir lösten sie blankes Entsetzen aus. Offenbar befinden sich die Menschen mit dem rechtsextremen Gedankengut hier in Deutschland schon komplett in der Mobilmachung:

https://www.facebook.com/share/p/1CGwbtpipv/

Carola Richter
Carola Richter
11 Tage zuvor

Ich habe gerade ein beklemmendesGefühl. Es erinnert mich an Gestapo und Stasimethoden. Die waren analog. Das hier ist jetzt digital und wird in digitale grosse Netzwerke eingespeichert. Als Teenagerin habe ich erlebt, wie meine Eltern Besuch vom BND bekommen haben. Wir wurden 2 Jahre beschattet, jemand hatte meiner Mutter unterstellt, Stasi Spitzel zu sein. Es ist gut ausgegangen. Das flaue Gefühl bleibt.

klexel
klexel
11 Tage zuvor

Und der ehemalige US-Botschafter Grenell hat gefordert, dass dem ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen in den USA das Visum entzogen wird.
https://www.stern.de/politik/ausland/nach-kirk-kritik–visa-entzug-fuer-zdf-journalist-thevessen-gefordert-36054490.html

Rossmann
Rossmann
11 Tage zuvor

Mir ist grade richtig schlecht. Danke für die ganz tolle Arbeit.

Ela Gatto
Ela Gatto
10 Tage zuvor

Ich sage nur 1. Amendment
Aber das zählt nur, als MAGA sich über den Mord an Melissa Hortman amüsiert haben oder beim Angriff auf Josh Shapiro, den Mann von Nancy Pelosi.

Trifft es einen der „ihren“, ist das eine Straftat.

Finde den Fehler.

Gestern im Lauftext bei CNN: Delta Aitlines und American Airlines haben schon diverse Mitarbeiter suspendiert deswegen.
Einfach unglaublich.
Freie Meinungsäußerung, angeblich so wichtig in den USA, wird genutzt um Personen zu denunzieren und sie auch zu entlassen.
Ich hoffe sehr, dass diese Personen sich vor Gericht wehren.
Das wäre ein Thema für ACLU.

Aber wenn man sieht, dass ejn Governor die Festnahme einer Person Feiertag, die sich kritisch zu Kirk äußerst…… das ist Diktatur pur.

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