JD Vance wollte es offenbar mit aller Macht verhindern – und hat damit das Gegenteil erreicht. Der republikanische Vizepräsident, sonst Meister der scharfen Rhetorik, griff am Montag zu Vokabeln, die eher nach Kneipenstreit als nach Regierungssprecher klingen. In einem wütenden Posting nannte er den an den Kongressausschuss übermittelten Geburtstagsgruß Donald Trumps an Jeffrey Epstein „gefälschten Mist“ und „linke Pornofantasie“. Doch die Kopie des 2003 datierten, illustrierten Briefes liegt inzwischen schwarz auf weiß im Archiv des Aufsichtsausschusses, versehen mit einer Signatur, die selbst Trumps Anwälte nicht rundheraus bestreiten.

Die Szene wirkt wie eine bittere Lektion in politischer Fallhöhe: Je lauter Vance tobte, desto schneller verbreitete sich das Dokument. Es zeigt einen skurrilen, von nackten Silhouetten umrahmten Reim, in dem Trump seinem damaligen Freund zum 50. Geburtstag gratuliert. Der Ton ist so zotig wie das gesamte „Birthday Book“, das Ghislaine Maxwell einst zusammenstellte. In sozialen Netzwerken hagelte es Spott: Netzkarikaturen kombinierten Vances Schimpftirade mit Auszügen des Gedichts, andere stellten die Frage, warum die Regierung derart nervös reagiere, wenn doch alles harmlos sei.
Politisch ist der Schaden beträchtlich. Statt die Glaubwürdigkeit des Dokuments zu untergraben, lenkte Vance das Scheinwerferlicht darauf. Demokraten nutzen den Moment, um Trumps Nähe zu Epstein erneut ins Zentrum der Debatte zu rücken – und erinnern daran, dass der Milliardär bis 2019 weiter Gäste auf seine Insel einlud, lange nach seiner Verurteilung als Sexualstraftäter. Kommentatoren sprachen von einem klassischen Bumerang-Effekt: Vance habe mit seinem Ausbruch die Geschichte größer gemacht, als sie ohne seine Intervention je gewesen wäre. Der Fall zeigt, wie dünn die Nerven in Trumps Washington inzwischen liegen. Der Brief ist kein juristischer Beweisstückhammer, aber er entlarvt die laxe Haltung eines damaligen Freundeskreises, der Epsteins Exzesse nicht nur hinnahm, sondern in Reimen und Zeichnungen feierte. Vance wollte diesen Eindruck wegwischen – und hat ihn damit unauslöschlich ins politische Gedächtnis gebrannt.
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War es ein Fehler?
War es Absicht um Trump langsam zu demontieren?
Vance will Präsident werden. Thiel hat ihn aufgebaut.
Noch brauchen sie die Trump‘-Idol-MAGA Anhänger. Damit sie im Hintergrund weiter ihren Plan verfolgen können.
Vance könnte die Massen, mangels Charisma, nicht derart bei der Stange halten.
Gut, dass die Demokraten das Momentum genutzt haben.
Sie müssen dran bleiben.