Seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit hat sich das Klima in New York City spürbar verändert. Nicht durch plötzliche Großrazzien, wie sie viele befürchteten, sondern durch eine Bürokratie, die ihr Gesicht verloren hat. Inmitten der weltweit wohl vielfältigsten Metropole setzt die US-Regierung auf eine fast lautlose Strategie: Sie lässt nicht mehr suchen – sie lässt kommen. Längst sind die Meldepflichten im Bundesgebäude an der Federal Plaza zu einem Synonym der Angst geworden. Wer als Migrant einen Termin bei der Einwanderungsbehörde wahrnimmt oder dem Aufruf zum Gericht folgt, kann von einem Moment auf den anderen verschwinden. Die Statistik belegt, was Beobachter und Betroffene schon längst wissen: Über die Hälfte aller Festgenommenen hatte keinerlei kriminellen Hintergrund. Trotzdem explodierten die Zahlen. In nur fünf Monaten nach Trumps Amtsantritt wurden in der Region mehr als 2.300 Menschen festgenommen – eine Verdopplung gegenüber der Zeit zuvor.


Besonders perfide ist die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Rhetorik und dem tatsächlichen Vorgehen. Während die Administration weiterhin von der „Priorität für Schwerkriminelle“ spricht und mit veröffentlichten Fahndungsfotos eine martialische Linie simuliert, trifft es in Wirklichkeit zunehmend Menschen ohne jede Vorstrafe. Die Logik ist simpel: Wer keinen legalen Status nachweisen kann, gerät ins Raster.

Das Gesicht dieser Offensive bleibt meist unsichtbar. Hinter den Aktenzahlen stehen Menschen, Familien, Biografien. Immer häufiger berichten Anwälte von Fällen, in denen selbst langjährig Geduldete, bestens integrierte oder schwerkranke Personen in Haftzentren verbracht werden – oft Hunderte Kilometer entfernt, ohne Zugang zu Anwälten oder Familie. Die Abschiebemaschinerie greift jetzt auch dort, wo früher Spielraum, Menschlichkeit oder schlicht Ressourcenmangel Schicksale entschied. Auffällig ist die Systematik: Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist – etwa als unbescholtener Verwandter bei einer Razzia oder als Zeuge bei Gericht – wird mitgenommen. „Collateral Arrests“ nennt das die Behörde. Für die Betroffenen bleibt es ein existenzieller Schock. Selbst langjährige Bewohner, die nachweislich keine Gefahr darstellen, geraten ins Visier, weil die Trump-Administration eine neue Definition von „Illegalität“ durchsetzt – eine, die keine Ausnahme mehr kennt.
Während New York in den letzten Jahren für viele eine letzte Hoffnung bedeutete, wird die Stadt nun zum Symbol einer Verwaltung, die Menschlichkeit systematisch ausblendet. Die Zellen und Haftanstalten im Nordosten, in Louisiana oder Texas, füllen sich. Abschiebungen finden häufig im Eilverfahren statt, teils noch vor Abschluss der rechtlichen Prüfung, die unter Biden vielfach den Ausschlag für eine Duldung gab. Wer heute abgeschoben wird, verschwindet aus der Statistik – und aus der Öffentlichkeit.


Die gesellschaftlichen Konsequenzen sind gravierend. Familien werden zerrissen, Kinder bleiben zurück, soziale Netzwerke brechen auseinander. Besonders betroffen sind Staaten wie Ecuador, El Salvador, Honduras oder Venezuela – aber auch Menschen aus Bangladesch, Russland oder China. Die politische Botschaft: Abschreckung durch Unvorhersehbarkeit, Abschiebung als Akt der administrativen Gewalt, nicht als Ergebnis einer individuellen Prüfung.

Diese neue Abschiebungspraxis ist mehr als eine juristische Verschärfung. Sie ist der Versuch, Migration als strukturelles Risiko und nicht mehr als menschliche Herausforderung zu definieren. Damit rückt New York, einst ein Symbol für Aufstieg und Integration, in den Fokus eines Systemwandels: Von einer Stadt der Zuflucht zu einem Ort der Furcht – und der permanenten Unsicherheit für all jene, die „nicht ins Raster“ passen.
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Ich hatte mich schon gewundett, dass es „so lange“ gedauert hat, bis ICE den bequemen Weg vor den Gerichten gefunden hat.
Menschen, die alles richtig machen, sich in kegalen Prozessen befindet, werden ohne jegliche Prüfung aufgegriffen.
Tells direkt vor der Tür des Gerichtssaales.
Selbst Familienmitglieder/Freunde mit Greencard oder sogar US-Staatsbürgerschaft werden einfach aufhegriffen und in eines der Detention Center gebracht.
Und die Justiz?
Schaut hilflos zu.
Ist eingeschüchtert. Hat den Fall der mutige Richterin vor Augen.
Und den Migranten bleibt nur, diese Termine nicht wahrzunehmen.
Unter dem Radar zu bleiben, so gut es geht.
MAGA jubelt.
Man hört ständig “ dafür haben wir gewählt“ „wer illegal ohne Prozess herkommt, gat auch kein Recht auf Prozess bei der Deportation“ „Obama und Biden haben zig Millionen ohne Prozess abgeschoben, darüber hat sich jeiner moniert“ „weg mit den Kriminellen“
Auffällug ist, dass die meisten dieser Fälle in blauen Staaten passieren.
Auch die großen Razzien.
Sicher Kalkül um die blauen Staaten in ihrer Wirtschaft zu schwächen.
Und dazwischen all die Menschen, die ihrer Menschenwürde beraubt werden.
es ist erschütternd, wenn man es live erlebt